OECD-Bildungsstudie Deutschland fällt weiter zurück

Deutschland ist kein Rohstoffland. Unsere wichtigsten Güter sind Bildung und Know-How. Ausgerechnet in diesen Bereichen fällt Deutschland im internationalen Vergleich aber immer weiter zurück. Das belegt eine aktuelle OECD-Studie.

Deutschland bleibt in wichtigen Bildungsbereichen weiter hinter fast allen Industrieländern zurück. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellte in ihrer Studie "Bildung auf einen Blick" außerdem fest, dass in anderen Industrieländern deutlich mehr junge Menschen einen Hochschulabschluss erwerben. Ebenso beteiligen sich dort erheblich mehr Ältere an hoch qualifizierter Weiterbildung. Auch der Anteil der Bildungsausgaben am Brutto-Inlandsprodukt ging in Deutschland erneut leicht zurück, während andere Industrienationen Zuwachs melden.

2008 haben laut OECD in Deutschland 36 Prozent eines Jahrganges ein Studium aufgenommen. Nach der Türkei, Belgien und Mexiko ist das im internationalem Vergleich der geringste Wert. Dabei brechen allerdings in Deutschland deutlich weniger junge Menschen ein Studium ab. 2005 lag die Abbrecherquote bei 23 Prozent, im OECD-Mittel dagegen bei 31 Prozent. OECD-Bildungsdirektorin Barbara Ischinger geht davon aus, dass die Umstellung auf die Bachelor- und Masterstudienabschlüsse die Abbrecherquoten noch weiter reduzieren wird. "Einige Signale aus den vergangenen Jahren sind positiv." 2007 schlossen in Deutschland 23 Prozent eines Jahrganges ein Studium erfolgreich ab. 1995 waren es erst 14 Prozent. International stieg aber im gleichen Zeitraum diese Akademikerquote unter den jungen Menschen viel rasanter an - und zwar von 18 auf 36 Prozent.

Bildung lohnt sich

Dabei zahlt sich eine Hochschulausbildung laut OECD-Bericht auch in Deutschland aus. Ein männlicher Hochschulabsolvent kann während seines Berufslebens mit einem Einkommensvorteil von durchschnittlich 150.000 Euro rechnen - nur etwas weniger als im OECD-Schnitt. Wegen des viel geringeren Risikos, arbeitslos zu werden, komme eine weitere "Rendite" von 32 000 Euro hinzu. Für Frauen liegt der Einkommensbonus einer akademischen Ausbildung wegen niedrigerer Löhne und höherer Teilzeitquoten im Schnitt bei 95 000 Euro.

Die OECD hat trotz der Krise von Deutschland mehr Investitionen in Bildung verlangt. "Wenn die Bundesrepublik gestärkt aus dieser Wirtschaftskrise hervorgehen will, dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, in Bildung und höhere Qualifikation zu investieren", sagte Ischinger bei der Vorlage des Bildungsberichts in Berlin. Dies gelte sowohl für die Erstausbildung als auch für die Weiterbildung. Bildung sei der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit.

Die öffentlichen und privaten Ausgaben für Bildung lagen 2006 laut Bericht in Deutschland bei 4,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) - und sind damit gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte gefallen. Im gleichen Zeitraum stieg der OECD-Mittelwert von 5,4 auf 5,5 Prozent.

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DPA/Reuters