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OECD-Studie zur Bildung In Tippelschritten aus der Bildungskrise

Zu geringe Investitionen in das Bildungswesen, kaum Zuwachs bei den Studienanfängern, letzter Platz bei den Absolventen - auch bei der aktuellen OECD-Bildungsstudie kann der Wissensstandort Deutschland nicht glänzen. Nur die Bundesbildungsministerin redet sich die Zahlen schön.

In Deutschland wird sich der Mangel an studierten Fachkräften weiter verschärfen. Nach der OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" ist die Zahl von Studienabsolventen in Deutschland die geringste im internationalen Vergleich. Es müsse mehr getan werden, "um dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken", mahnte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag in Berlin.

Es sei vor allem wichtig "Studienberechtigten aus einkommensschwachen oder bildungsfernen Familien", ein Studium zu ermöglichen, sagte Heino von Meyer von der OECD in Berlin. Deutschland sei "das Land mit der geringsten Studienneigung" in der OECD. Denn trotz einer Reihe von Verbesserungen in den letzten Jahren nehmen in Deutschland im internationalen Vergleich immer noch zu wenig Menschen ein Studium auf.

Trotz aller Mühen: Deutschland hechelt hinterher

Zwar konnte in der Bundesrepublik der Anteil junger Menschen, die ein Studium aufnehmen, auf 43 Prozent gesteigert werden. In vielen anderen OECD-Staaten und wirtschaftlichen Konkurrenten Deutschlands sind es jedoch bereits weit über 50 Prozent. Auch sind in der 43-Prozent-Quote Gaststudenten aus Nicht-EU-Staaten enthalten, die nach Abschluss ihrer Ausbildung wegen der Bestimmungen des Ausländer- und Zuwanderungsrechts nicht für den deutschen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Betrachtet man nur die sogenannten Bildungsinländer - also die jungen Menschen, die in Deutschland auch ihr Abitur erworben haben - so kommt man auf eine Studienanfängerquote von 34 Prozent.

Gleichzeitig ist die Anzahl von Studienabbrüchen besonders hoch, so dass die OECD das Wachstum bei der Anzahl der Universitätsabschlüsse insgesamt als nicht ausreichend einstuft: Während in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Arbeitnehmer mit Hochschulabschluss nur um 0,9 Prozent zunahm, seien es im OECD-Durchschnitt 4,6 Prozent gewesen.

"Wir haben unser Geld richtig ausgegeben"

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) gibt sich trotz der offensichtlich bescheidenen Erfolge zuversichtlich: "Wir haben unser Geld richtig ausgegeben. Dies gilt ganz besonders für den Hochschulpakt, in den Bund und Länder seit 2007 eine Milliarde Euro investiert haben, damit 90.000 junge Menschen zusätzlich ein Studium aufnehmen können." Bis 2015 stünden für weitere 270.000 Studienanfänger noch einmal 3,6 Milliarden Euro für den Hochschulpakt zur Verfügung.

Geld, das auch dringend benötigt wird, denn auch die deutschen Bildungsausgaben halten die Forscher von der OECD für viel zu gering: Mit 4,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und rückläufiger Ausgabetendenz, liege Deutschland bei den Bildungsinvestitionen auf einem der letzten Plätze im internationalen Vergleich.

Einkommensvorsprung von Akademikern wächst

Immer größer wird dagegen der Einkommensvorsprung von Hochschulabsolventen. Hochqualifizierte verdienten im Jahr 2008 im Schnitt 67 Prozent mehr als Erwerbstätige, die nur über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen. Im Jahr 2007 lag dieser Einkommensvorsprung demnach bei 62 Prozent. Seit 1998 habe sich der Vorsprung sogar mehr als verdoppelt.

Gute Noten verteilt die Studie für die berufliche Ausbildung, die dual in Betrieben und Berufsschulen stattfindet. Jedoch sollten "den Leistungen in der Berufsschule eine größere Aufmerksamkeit geschenkt werden", erklärte die OECD. "Manche Schülerinnen und Schüler verfügen nach Abschluss der Pflichtschulzeit nur über unzureichende allgemeine Basiskompetenzen", beklagt die Studie.

Die OECD-Bildungsstudie wird jährlich in allen 30 OECD-Mitgliedsstaaten erhoben und berücksichtigt vor allem die Rahmenbedingungen des Bildungssystems.

AFP/AP/DPA/be AP DPA

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