Paul Ziemiak Shitstorm mit Ansage: CDU-Generalsekretär zieht über Klimaaktivistin Greta Thunberg her

Greta Thunberg beim UN-Klimagipfel in Kattowitz
© stern.de
"Sie sprechen nur über unaufhörliches Wirtschaftswachstum, weil Sie Angst davor haben, unbeliebt zu sein. Sie reden immer nur davon, mit den immer gleichen schlechten Ideen weiterzumachen, die uns erst in diese Situation geführt haben. Obwohl es die einzige vernünftige Entscheidung wäre, die Notbremse zu ziehen."


Greta Thunberg sorgt mit dieser Rede beim UN-Klimagipfel in Kattowitz in Polen für Aufsehen.


Die 15-jährige Schwedin kritisiert Politiker weltweit für ihr Nichtstun in Sachen Klimaschutz.


"Sie sind nicht erwachsen genug, die Wahrheit auszusprechen. Auch diese Last übergeben Sie den Kindern. Mir ist es egal, ob ich beliebt bin. Ich will Gerechtigkeit in der Klimafrage und einen lebenden Planeten. Unsere Zivilisation wird dafür geopfert, dass wenige Menschen weiterhin sehr viel Geld verdienen können. Unsere Umwelt wird geopfert, damit reiche Menschen in Ländern wie meinem in Luxus leben können."


Die 15-Jährige startet die Aktion "Schulstreik für das Klima" oder "Fridays for Future". Schüler auf der ganzen Welt blieben freitags dem Unterricht fern, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.


Auch beim Gipfel in Kattowitz protestieren junge Aktivisten.


"Wenn wenige Kinder internationale Aufmerksamkeit erhalten, nur weil sie die Schule schwänzen, stellen Sie sich vor, was wir gemeinsam schaffen können, wenn wir es nur wollen."


"Sie sagen, Sie lieben Ihre Kinder über alles. Trotzdem stehlen Sie ihnen ihre Zukunft, direkt vor ihren Augen."
Konservative mögen die 16-jährige Greta Thunberg nicht. Nun reiht sich auch CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak in die Schar ihrer Kritiker ein und provoziert, wenig überraschend, einen Shitstorm. Der Klimaaktivistin dürfte es recht sein.

Wem dieser Tage nach etwas Aufmerksamkeit zu Mute ist, kann es sich leicht machen: Einfach den Namen Greta Thunberg auf einer sozialen Plattform posten und dann zusehen, wie sich die Meute darüber in die Haare kriegt. Vor allem dann, wenn man sich kritisch über die 16-jährige Schwedin äußert, wie es konservative und rechte Kreise gerne tun. Paul Ziemiak also, CDU-Generalsekretär, ist nun über einen Artikel gestolpert, in dem die Klimaaktivistin sagt, dass der deutsche Kohleausstieg 2038 absurd spät sei. Ziemiak teilt den Link, macht eine etwas besserwisserische Bemerkung dazu und, schwupp: Shitstorm. 

"Ist das der neue Politikstil der CDU?"

"Oh, man... kein Wort von Arbeitsplätzen, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit. Nur pure Ideologie Arme Greta!", notiert Ziemiak und schafft damit das Kunststück, mit einem durchaus treffenden Argument das Thema dennoch zu verfehlen. "Sie werfen das einer 16 Jährigen vor, dass sie auch mal an die Zukunft ihrer Generation denkt angesichts der Probleme, die sie erben? Das ist sowas von gefühlskalt + unchristlich!", antwortet Renate Künast, frühere Verbraucherschutzministerin von den Grünen. Sven Afhüppe, Chefredakteur des "Handelsblatts" gefällt der Sound des CDU-Mannes ebenfalls nicht besonders: "Deutschland verfehlt die eigenen Klima-Ziele. Und der CDU- Generalsekretär kritisiert eine 16-Jährige, die das kritisiert. Ist das der neue Politikstil der CDU? Armer Paul Ziemiak!".

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Der Vorwurf, dass der Generalsekretär der erfolgreichsten Partei Deutschlands öffentlich einen Teenager niedermacht, zieht sich wie ein roter Faden durch Tausende von Kommentaren. Dennoch gibt es auch sachliche Stimmen, die zumindest Ziemiaks Kritik an der jungen Schwedin teilen. "Greta Thunberg ist nicht sakrosankt. Sie sucht die Öffentlichkeit, also muss es möglich sein, sie zu kritisieren", schreibt etwa Karsten Schulz, nach eigener Angabe CDU-Mitglied. Ein Parteifreund springt ihm bei: "Greta Thunberg will ernst genommen werden. Wenn man sie dann ernst nehmen will, muss man sich auch kritisch mit ihr auseinandersetzen und dann darf und dann muss sie auch kritisiert werden", so Thomas Nonnenberg.

Greta Thunberg freut die Empörung

Ob Ziemiak seine Kritik an der 16-Jährigen nun ernst meint, sie aus Aufmerksamkeitsgründen mal in die Runde gegeben hat, oder beides zusammen – funktioniert hat der Post. Mit seinen fast 2000 Reaktionen zählt seine Einlassung mit Abstand zu seinen "erfolgreichsten" Twitter-Einträgen. Greta Thunberg, die es mit ihrer Sache sogar schon zum Weltwirtschaftsforum in Davos geschafft hat, dürfte es Recht sein - denn immerhin wird so über die Anliegen gesprochen. Oder wie sie selbst jüngst der Nachrichtenagentur DPA sagte: Es sei positiv, wenn sie und andere Klimaschützer manche Leute so sauer machten. "Das bedeutet, dass etwas passiert ist."

nik

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