Politiker-Schelte "Beck wollte Schlagzeile für sich"

Der Grüne Volker Beck wurde auf einer Schwulendemo in Moskau verprügelt - und muss sich nun von dem CDU-Politiker Schockenhoff anhören, er sei selber daran schuld. Beck reagierte scharf.

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion Andreas Schockenhoff gab dem Grünen-Politiker Volker Beck Mitschuld daran, dass dieser in Moskau von Rechtsradikalen attackiert worden war. "Man muss sich auf die politische Ordnung eines Gastlandes einstellen", sagte Schockenhoff der "Berliner Zeitung". Wer die Spielregeln eines Gastlandes demonstrativ zu unterlaufen versuche, handele grob fahrlässig und könne sich nicht beklagen, dass ihm der notwendige Schutz nicht gewährleistet werde. Beck, der heftig ins Gesicht geschlagen worden war, nannte die Äußerungen skandalös.

Wunsch nach Selbstdarstellung

In der ARD riet der Grünen-Politiker Schockenhoff müsse sich genau überlegen, mit wem er sich politisch gemein mache. "Hätten sich die Bürger in Polen oder in der DDR an die politische Ordnung ihres Landes gehalten, dann hätten wir da heute noch kommunistische Diktaturen". Die Menschenrechte von Homosexuellen würden in Russland in gravierender Weise missachtet, sagte Beck, der einen Verband am rechten Auge trug. Kein einziger Duma-Abgeordneter mache sich dafür stark, dass Schwule und Lesben in Russland für ihre Anliegen auf die Straße gehen dürften. Im Gegenteil finde die Benachteiligung von Homosexuellen Unterstützung im russischen Parlament. Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Fraktion ist selbst bekennender Schwuler.

Die Teilnahme Becks an der Demonstration lasse auf den Wunsch nach Selbstdarstellung schließen, sagte Schockenhoff. "Beck wollte eine Schlagzeile für sich." Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Kolbow bezeichnete den Angriff auf Beck dagegen als skandalösen Vorgang. Beck habe mit der Teilnahme an der Demonstration ein Grundrecht wahrgenommen. Auch russische Behörden müssten die Grundrechte schützen, ohne dass die sexuelle Identität eines Menschen eine Rolle spielen dürfe, erklärte Kolbow der "Berliner Zeitung". Beck war am Samstag bei einer nicht genehmigten Demonstration unter anderem durch den Faustschlag eines offenbar Rechtsextremen verletzt worden.

DPA · Reuters
Reuters/DPA