Der tödliche Schuss gegen den Studenten Benno Ohnesorg 1967 in West-Berlin könnte nach Recherchen des "Spiegels" doch gezielt abgefeuert worden sein. Der Polizist Karl-Heinz Kurras, der 2009 als Stasi-Spitzel enttarnt worden war, hatte sich stets auf Notwehr berufen. Der heute 84-Jährige war 1967 und 1970 vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung mangels Beweisen freigesprochen worden.
Das Nachrichtenmagazin schreibt, Polizistenkollegen sollen damals Spuren verwischt, Akten gesäubert und falsche Angaben gemacht haben, um Kurras zu schützen. Die Erkenntnisse stützen sich demnach auch auf neu ausgewertete Fotos und Filmsequenzen vom Tatort.
Wiederaufnahme des Verfahrens unwahrscheinlich
Nach der Enttarnung von Kurras als Stasi-Agent hatten Bundesanwaltschaft und Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte die Prüfung, ob das Strafverfahren gegen Kurras neu aufgerollt werden muss, im vergangenen November wieder eingestellt. Trotz neuer Erkenntnisse würde es für eine Wiederaufnahme nicht reichen, hieß es. Für ein Verfahren gegen einen rechtskräftig Freigesprochenen gebe es "engste rechtliche Voraussetzungen".
Der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft sagte am Sonntag, eine detaillierte Foto-Auswertung habe sich erst durch neue technische Möglichkeiten ergeben. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe sagte, es gebe keinen Anhaltspunkt für eine Verbindung zwischen dem Schuss von Kurras und seiner Tätigkeit für die DDR-Staatssicherheit.