Bonner General-Anzeiger
Für den Bonner General-Anzeiger hat Sauerland mit seinem schriftlichen Statement vom Montag die letzte Möglichkeit eines würdigen Abgangs verpasst: "Dass Sauerland, wie er sagt, bereit ist, sich einem Abwahlverfahren zu stellen, ist überhaupt kein Entgegenkommen: Es wäre ja noch schöner, wenn ein Betroffener zu entscheiden hätte, ob er dem zustimmt." Weil er zunächst darauf warten wolle, die tatsächliche Verantwortung zu kennen, bevor er dazu bereit sei, die politische zu übernehmen, dürfte die Empörung nun noch steigen statt sinken. Und das in einer Situation, bei der "die Mitverantwortung der Stadt, und damit die des OB, so offensichtlich wie selten" sei.
Rhein-Neckar-Zeitung
Die Rhein-Neckar-Zeitung aus Heidelberg sieht ebenfalls keinen Weg für den Duisburger OB, sich vor seiner politischen Verantwortung zu drücken. Das Politikgeschäft sei oftmals eben ein ungerechtes. Selbst wenn einen Politiker keine persönliche Schuld treffe, werde von ihm verlangt, für die Schuld anderer geradezustehen. Und Sauerland sei nunmal "zurzeit der Einzige unter den mutmaßlichen Verantwortlichen der Loveparade-Tragödie ist, dessen die Öffentlichkeit habhaft werden kann."
Stuttgarter Zeitung
Die Stuttgarter Zeitung hält die Kritik an Sauerland für berechtigt, warnt allerdings davor, den Duisburger Oberbürgermeister zum alleinigen Sündenbock zu erklären. "Der Oberbürgermeister war nicht der einzige, der die Love-Parade unbedingt im Ruhrgebiet haben wollte. Vieles spricht dafür, dass er auch nicht der einzige war, der Fehler gemacht hat." Ermittlungsergebnisse legten nahe, dass es auch bei der Polizei Pannen und Fehlentscheidungen gegeben habe. Auch diese gelte es aufzuklären, schließt die Stuttgarter Zeitung ihren Kommentar.
Süddeutsche Zeitung
Die Süddeutsche Zeitung aus München zeigt dagegen Verständnis für Sauerlands mögliche Motive gegen einen Rücktritt: "Es ist schon richtig, dass man von Sauerland nicht erwarten kann, dass er seine Entlassung aus dem Beamtenverhältnis beantragt und alle seine Ansprüche auf Pension verwirkt. Das würde niemand von denen machen, die es nun so eifrig einfordern." Dass sich der Bürgermeister bis zum Abwahlverfahren im Amt hält, kann sich der Kommentator allerdings nicht vorstellen. Er schlägt vor, das Amt bis zur Abwahl ruhen zu lassen.