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Nach der Loveparade-Katastrophe Christian Wulff fordert Hilfsfonds für die Opfer

Bundespräsident Christian Wulff hat angeregt, für die Opfer und Hinterbliebenen der Loveparade-Katastrophe einen Hilfsfonds einzurichten. Gleichzeitig legte er dem Duisburger Oberbürgermeister Sauerland indirekt den Rücktritt nahe: der CDU-Politiker müsse "genau abwägen".

Nach der Trauerfeier für die 21 Opfer der Loveparade hat Bundespräsident Christian Wulff die Einsetzung eines Ombudsmannes und die Einrichtung eines Hilfsfonds für die Opfer und ihre Hinterbliebenen angeregt. "Es geht darum, den Angehörigen zu zeigen, dass die gesamte Nation ihnen beisteht", sagte Wulff der "Bild am Sonntag".

Der Bundespräsident verwies auf seine Erfahrungen mit Katastrophen während seiner Zeit als Ministerpräsident: "Am Tag des Transrapid-Unglücks haben wir in Niedersachsen einen Hilfsfonds eingerichtet und zu Spenden aufgerufen. 750.000 Euro kamen zusammen, mit denen schnell und unbürokratisch auch in solchen Fällen geholfen wurde, wo Versicherungen und andere nicht helfen können", sagte Wulff.

Ein Ombudsmann habe damals die Interessen der Hinterbliebenen gegenüber Versicherungen, Amts-Dienststellen und Anwälten vertreten. "Über beides könnte man auch für die Opfer der Loveparade- Katastrophe nachdenken", sagte der Bundespräsident. Das Unglück habe vielen Menschen Leid und Kummer bereitet. Auch ein guter Freund seines Neffen in Duisburg sei unter den Toten, sagte Wulff.

Er forderte dazu auf, "organisatorische Konsequenzen" aus der Katastrophe zu ziehen: "In Zukunft muss sichergestellt sein, dass Kinder und Jugendliche bedenkenlos zu Großveranstaltungen fahren können." Wulff fügte hinzu: "Dazu gehört, dass die Verantwortlichen insbesondere das Internet als Frühwarnsystem nutzen. In Internetforen wurde schon früh vor einer Katastrophe mit Toten gewarnt."

"Es gibt eine politische Verantwortung"

Nachdem bereits Parteifreunde den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) zum Rücktritt aufgefordert hatten, erinnerte auch Wulff den heftig in der Kritik stehenden Bürgermeister an seine politische Verantwortung: "Zwar hat jeder als unschuldig zu gelten, dessen Schuld nicht erwiesen ist. Doch unabhängig von konkreter persönlicher Schuld gibt es auch eine politische Verantwortung. Das alles wird der Oberbürgermeister genau abwägen müssen". Auf die Frage, ob er einen Rat für Sauerland habe, antwortete Wulff: "Den würde ich ihm nur geben, wenn er mich darum bitten würde - und dann unter vier Augen."

Sauerland, so hieß es zuletzt in Berichten, sei zu einem Rückzug bereit. Er wolle sich aber in einem geordneten Verfahren gemäß der nordrhein-westfälischen Gemeindeordnung abwählen lassen. Dies wäre für Sauerland mit finanziellen Vorteilen gegenüber einem schnellen Rücktritt verbunden.

Loveparade-Veranstalter Schaller sagte in "Bild am Sonntag", er sehe von einer Kontaktaufnahme mit den Angehörigen zurzeit ab. "Ich glaube, das wäre eine falsche Geste. In der jetzigen Phase der Trauer möchte ich nicht stören." Er wolle keine Dinge machen, die von den Angehörigen als provozierend empfunden werden könnten. Zu einem späteren Zeitpunkt möchte sich Schaller nach eigenen Worten aber mit den Angehörigen der Opfer treffen. Schaller kündigte an, sich der eigenen Verantwortung zu stellen: "Für mich ist erst einmal wichtig, aufzuklären, wer welche Verantwortung trägt. Und welche Verantwortung wir dabei haben. Und diese Verantwortung werden wir dann tragen. Auch ich persönlich."

DPA/kmi DPA

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