Saar-SPD Händedruck schlichtete nur kurz

Die Saar-Genossen sehnten sich nach dem Moment, in dem SPD-Chef Müntefering und Querkopf Lafontaine die Hände geben. Das Schlichtende an diesem Moment währte aber nur kurz.

In der ehemaligen Halle für Waschanlagen galt am Sonntag ein schlichter Händedruck als Zeichen der Bereinigung: Vor mehr als 500 Teilnehmern des Landesparteitages der Saar-SPD in Bexbach gaben sich der amtierende SPD-Parteichef Franz Müntefering und sein Vorvorgänger Oskar Lafontaine die Hand. Den Handschlag zwischen dem sozialdemokratischen Querkopf und den Partei-Vorsitzenden, begleitet von einem Lächeln und Kopfnicken Münteferings, belohnten die Saar-Genossen mit Jubel und reichlich Applaus. Der Eindruck einer Annäherung relativierte dann jedoch Lafontaine selbst wieder, als er in einer Aussprache erneut hart mit der Regierung ins Gericht ging.

Zum Kurs der Bundesregierung halten die Saar-Genossen Abstand

Die Mehrheit der saarländischen SPD-Mitglieder hat längst ihren Frieden mit dem Ex-Parteichef und -Bundesfinanzminister gemacht und lässt sich von seinen leidenschaftlichen Parteitagsreden mitreißen. Zum Kurs der Bundesregierung halten indes die meisten in der traditionell eher linken Saar-SPD Abstand und folgen lieber dem kritischen Kurs ihres jungen Landesvorsitzenden Heiko Maas, Lafontaines und ihres Bundestagsabgeordneten Ottmar Schreiner.

Seit dem Rücktritt Lafontaines von allen Ämtern im Frühjahr 1999 hatte zwischen dem "Napoleon von der Saar" und der Parteispitze Funkstille geherrscht. Lafontaine hatte wiederholt als Buchautor, Kolumnist und in Talkshows die Politik der Regierung von Bundeskanzler Gerhard Schröder als unsozial kritisiert. Noch am Sonntag sagte er auf Fragen, dass eine politische Aussöhnung zwischen ihm und der Parteispitze durchaus von einer Kurskorrektur der Regierungspolitik abhängig sei. Derzeit ist er als offizieller Wahlkampfhelfer von Spitzenkandidat Heiko Maas für die Landtagswahl Anfang September im Saarland auf Tour.

Müntefering verteidigte vor den rund 400 Delegierten und 100 Gästen den aktuellen Kurs der Regierung unter Bundeskanzler Schröder als alternativlos für die Entwicklung Deutschlands. "Ich glaube, dass es menschlich und moralisch in Ordnung und manchmal nötig ist, im Laufe seines Lebens seine Positionen auch einmal zu ändern", sagte er mit Blick auf schwer vermittelbare Reformen.

Lafontaine folgte den Worten Münteferings teils mit Stirnrunzeln und eher spärlichem Zwischenbeifall. In der Aussprache ging er dann in einen Generalangriff auf die Regierung über und warf ihr vor, ihre wahren Absichten zu verschleiern und Stammwähler zu verprellen. Das Wort Reformen stehe im deutschen Kontext für Sozialabbau, ebenso die "Agenda 2010". "Wenn man den Sozialabbau aber will, dann soll man das sagen und nicht in Werbebotschaften stecken", sagte er. Während Müntefering mit höflichen Applaus bedacht wurde, erntete Lafontaine von den meisten Saar-Genossen minutenlangen Beifall und Bravo-Rufe.

Warten auf den Kanzler

Ob auch der Bundeskanzler selbst in den verbleibenden elf Wahlkampfwochen an einer Kundgebung im regierungskritischen Saarland teilnehmen wird, ist weiter ungewiss. In Bexbach war Schröder am Sonntag dennoch buchstäblich in aller Munde: Die Firma Fleischwaren Schröder sorgte für die Verköstigung der Saar-Genossen.

DPA