Schwerin Fünfjährige offenbar verhungert

Unterernährt, fast verdurstet und mit Rötungen am Hals war am Dienstagabend ein kleines Mädchen ins Schweriner Klinikum eingeliefert worden. Doch alle Rettungsversuche kamen zu spät: Die Fünfjährige ist wenig später gestorben - weil ihre Eltern sich nicht ausreichend um sie gekümmert haben.

Ein von seinen Eltern vernachlässigtes fünfjähriges Mädchen ist in Schwerin verhungert. Das Kind war am Dienstagabend in äußerst kritischem Zustand von einem Notarzt in das Klinikum Schwerin gebracht worden, wo es trotz aller Rettungsversuche wenige Stunden später starb. Die 23-jährige Mutter und der 26 Jahre alte Vater wurden am Mittwoch wegen des dringenden Tatverdachts der Tötung durch Unterlassung vorläufig festgenommen, wie Oberstaatsanwalt Christian Pick sagte. Das Kind wurde laut Picks nach der Alarmierung eines Notarztes in einer Wohnung im Plattenbau-Stadtteil Lankow vorgefunden. Ein Mann soll den Notarzt gerufen haben.

Leiche wird obduziert

Bei der Aufnahme im Krankenhaus habe das Mädchen erhebliche Unterernährung, starken Flüssigkeitsverlust und Rötungen am Hals aufgewiesen, teilte der Schweriner Innenminister Lorenz Caffier mit. Die Todesursache war laut Staatsanwaltschaft zunächst noch unklar. Die Behörde kündigte die Obduktion der Leiche sowie Zeugenvernehmungen an. "Es ist für mich unbegreiflich, dass es Eltern gibt, die ihre Kinder offensichtlich verhungern und verdursten lassen", erklärte Innenminister Caffier. Gerade in Stadtteilen, wo das Miteinander und die Nachbarschaft eigentlich funktionieren sollten, erlebe die Gesellschaft häufig eine fehlende soziale Kontrolle. Hinzu kommt nach Ansicht Caffiers falsch verstandene Rücksicht, bei Krisensituationen die Polizei zu rufen.

Eltern waren beim Jugendamt bekannt

Das Paar hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch einen zwei Monate alten Sohn. Nach Information des NDR lebt das Paar außerdem mit zwei Hunden und mehreren Katzen in Lankow. Das verstorbene Mädchen heißt demnach Lea-Sophie. Die Stadt Schwerin teilte mit, das Kind sei dem Jugendamt bekannt gewesen. Die Sozialarbeiter des Jugendamtes hätten in dem Fall nach den gesetzlichen Vorschriften gehandelt. Der NDR berichtete unterdessen von Hinweisen, dass das Jugendamt über eine mögliche Vernachlässigung in der Familie informiert war. Der Vermieter sagte demnach, das Jugendamt habe sich vor etwa zwei Wochen an ihn gewandt, um einem entsprechenden anonymen Hinweis aus dem Haus nachzugehen.

Der Fall erinnert an den Tod der kleinen Jessica aus Hamburg: Das Mädchen war am 1. März 2005 tot aufgefunden worden. Völlig abgemagert und entkräftet war es an Erbrochenem erstickt. Die Eltern wurden zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt.

AP
AP