Sellering über die DDR "Sehen, was es Gutes gab"

Erwin Sellering nennt es eine differenzierte Sicht, seine Kritiker Verharmlosung eines Unrechtsstaates: Mit seinem Hinweis, in der DDR habe es auch Gutes gegeben, hat sich Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident heftiger Kritik ausgesetzt. Sellering fordert aber weiterhin eine "vorurteilsfreie" Sicht.

Ungeachtet der Kritik an seinen Äußerungen hält Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) an seiner Forderung nach einer differenzierten Sicht auf die DDR-Vergangenheit fest. "Die DDR war kein Rechtsstaat. Es gab Willkür, Unterdrückung und Verfolgung. Da kann man nichts beschönigen", sagte Sellering am Montag der Nachrichtenagentur DPA. Das müsse aber nicht bedeuten, "dass wegen der Vergangenheit der DDR beim Zusammenwachsen nur das zählt, was aus dem Westen kommt".

Sellering forderte, "auch vorurteilsfrei zu schauen, was hat es Gutes gegeben" im Osten. Kritiker werfen Sellering vor, die SED-Diktatur relativieren zu wollen. Seine Äußerungen seien "unerträglich" hatten vor allem CDU-Politiker aus Mecklenburg-Vorpommern kritisiert. Es sei erschreckend, dass der Ministerpräsident sich ausgerechnet im 20. Jahr nach dem Mauerfall in dieser Weise äußere.

Sellering hat mit einem Interview in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" am Wochenende für Empörung gesorgt. "Ich verwahre mich dagegen, die DDR als totalen Unrechtsstaat zu verdammen, in dem es nicht das kleinste bisschen Gutes gab", hatte Sellering gesagt. "Die alte Bundesrepublik hatte auch Schwächen, die DDR auch Stärken." Bei der Wiedervereinigung sei nicht ein idealer Staat auf einen verdammenswerten Unrechtsstaat gestoßen. Zu den Stärken der DDR zählte Sellering die Betreuung in den Kindertagesstätten. Auch heutige Reformen in der Schule und in der Gesundheitsversorgung habe es schon in der DDR gegeben.

AP
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