In der bürgerlichen Alm-Wohngemeinschaft herrscht dicke Luft. Gerüchte und heimliche Äußerungen am Kaminfeuer stören die Sommerferien der drei Mitbewohner Angela Merkel, Guido Westerwelle und Edmund Stoiber. Themen: Wer kann mit wem, wer mag wen nicht und wer muss ausziehen. Und auch die (Partei)-Familien im Tal mischen sich in die Beziehungskisten ein. Freuen dürften die Ränkespiele nur die Nachbarn, das harmonische Pärchen Gerhard Schröder und Joschka Fischer.
Stoiber: Kritik an Merkel und Westerwelle?
Denn jetzt kracht es in der WG: So soll sich der CSU-Vorsitzende Stoiber laut "Bild"-Zeitung und "Münchner Merkur" abwertend über seine Vorsitzenden Kollegen Merkel und Westerwelle geäußert haben: "Die können Schröder und Fischer nicht das Wasser reichen." Und schon letzte Woche soll sich Stoiber in der bayrischen Staatskanzlei ähnlicher Worte bemüht haben. Es sei eine "Fehleinschätzung" zu glauben, Merkel und Westerwelle seien das Duo der Zukunft.
Union weist Berichte zurück
Zustimmung kam von Seiten des politischen Gegners: "Ausnahmsweise sind die Grünen mit Herrn Stoiber einer Meinung. Angela Merkel und Guido Westerwelle sind kein Duo für die Zukunft", meinte Bayerns Grünen-Landeschef Sepp Daxenberger. Die Dementis aus den Parteizentralen von CSU und CDU ließen jedoch nicht lange auf sich warten. Sowohl CSU-Generalsekretär Markus Söder als auch sein CDU-Gegenpart Laurenz Meyer bestritten vehement den Echtheitsgehalt dieser Gerüchte. Auch der stellvertretende CSU-Vorsitzende Horst Seehofer wies laut "Leipziger Volkszeitung" die Berichte über die Äußerungen Stoibers zurück.
Union zweifelt an Westerwelle-FDP
Und auch sonst quietscht und knarrt hörbar im Gebälk der Alm-WG. Neben den Unions-internen Unstimmigkeiten über Einzelheiten in der Gesundheitspolitik wächst auch das Unbehagen der Union mit der Westerwelle-FDP. Die Liberalen sollten lieber auf ihren Fraktionschef Wolfgang Gerhardt setzen als auf Westerwelle, heißt es aus der CSU. "Die FDP müsse sich in diese Richtung bewegen, zitiert die Nachrichtenagentur "Reuters" einen CSU-Politiker der an einem Spitzentreffen mit Stoiber in der Münchner Staatskanzlei teilgenommen hat. Vor allem das Eintreten Westerwelle für die Verbesserung der Stellung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften, etwa bei der Adoption, sorgt auf Unmut in der Union. Aber auch den "Spaßwahlkampf" der FDP im Jahr 2002 scheinen viele dem Chef der Liberalen noch übel zu nehmen. Beim Sommertheater auf der Alm ist also noch kein Ende in Sicht.