Gut 30 Jahre nach dem Selbstmord der RAF-Terroristen im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim sind mehr als 400 bisher unbekannte Fotos aufgetaucht, die ein Polizeifotograf am Morgen nach dem Suizid in deren Zellen angefertigt haben soll. Wie die "Stuttgarter Zeitung" berichtet, sind unter den Aufnahmen auch Bilder der Obduktion der führenden RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe sowie von der Notoperation von Irmgard Möller, die ebenfalls versucht hatte, sich umzubringen. Die Bilder tauchten vor einer Woche beim Entrümpeln eines Haushalts in Stuttgart in einem Koffer auf.
Die Fotos wurden der Stuttgarter Staatsanwaltschaft übergeben, die sie überprüft. Eine Sprecherin der Ermittlungsbehörde erklärte jedoch, dass die Bilder einer ersten Durchsicht zufolge nichts Neues zeigen. "Möglicherweise ist das eine oder andere schon bekannte Bild in einem anderen Winkel aufgenommen worden", fügte die Sprecherin hinzu.
Wie die "Stuttgarter Zeitung" weiter berichtet, handelt es sich größtenteils um Abzüge von Fotos, die für das sogenannte Todesermittlungsverfahren von Stammheim angefertigt wurden. Die Akten dieses umstrittenen Verfahrens seien im Jahr 2005 zum Staatsarchiv in Ludwigsburg gegangen, vor wenigen Monaten aber von der Staatsanwaltschaft wieder abgeholt worden. Nun werde geprüft, ob in dem politisch brisanten Fall neue Ermittlungen eingeleitet werden. Es gehe um den Vorwurf, einzelne Beamte aus dem Sicherheitsapparat hätten im Herbst 1977 den Selbstmordplan der Terroristen gekannt und geduldet.
Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft erklärte, die Akten seien aus Platzgründen ausgelagert worden. Als im vergangenen Jahr in den Medien die Mutmaßung auftauchte, Beamte hätten den Suizid der Terroristen am 18. Oktober 1977 bewusst zugelassen, habe sich die Ermittlungsbehörde die Akten noch einmal angeschaut. Indizien für eine neue Bewertung der Abläufe vom Herbst 1977 gebe es aber bisher nicht.