Bestimmt kennen Sie den Satz: "Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemeinmacht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache." Er stammt von der TV-Legende Hanns Joachim Friedrichs. Es ist ein kluger Satz. Dennoch ärgert es mich, wie vorhersehbar er meist fällt. Journalisten sind keine Missionare, auch keine Aktivisten, und wir müssen aufpassen, dass wir schreiben, was ist, nicht, was wir wollen, dass ist. Das heißt nicht, dass wir keine Haltung verkörpern. Jeden Tag stehen Journalistinnen und Journalisten dafür ein, dass es Pressefreiheit gibt, dass unsere Demokratie funktioniert, dass wir Fremde nicht hassen und Frauen und Männer gleiche Rechte haben. Wir machen uns mit diesen Sachen gemein, ohne gleich aktivistisch zu wirken.
Und wenn bei einem Erdbeben in der Türkei und in Syrien vielleicht bis zu 50.000 Menschen sterben, rührt einen das an als Mensch, und dann können wir auf den stern-Titel schreiben: "Yardım! – Hilfe!". Wenn auch Sie sich anrühren lassen wollen, lesen Sie, was unser Reporter Jonas Breng aus dem Katastrophengebiet berichtet. Wenn Sie helfen wollen, spenden Sie gern. Gebraucht wird: alles.
Warum mögen die Deutschen Sie nicht, Herr Merz?
Friedrich Merz hatte einen Traum, auf dessen Erfüllung er fast ein Leben lang gewartet hat: Vorsitzender der Volkspartei CDU zu werden. Steherqualitäten kann ihm niemand absprechen, Integrationsqualitäten hingegen schon. Er scheint sich oft mehr für seine Fans zu interessieren als für den Schritt in die Mitte des Volkes. Er nannte Greta Thunberg "krank", verdammte den "Sozialtourismus" und wetterte gegen Grundschüler als "kleine Paschas". Das freut die Merz-Fans, aber es verschreckt jene, die derlei Debatten vielleicht für angebracht halten, sie aber nicht so pauschal führen wollen. In Umfragen wird Merz bescheinigt, dass er nicht populär genug sei, um als Kanzlerkandidat infrage zu kommen, das sehen sogar viele in seiner Partei so.
Meine Kollegen Benedikt Becker und Nico Fried hatten bei ihrem Treffen mit Merz daher die Frage im Gepäck: "Warum mögen die Deutschen Sie nicht?" Seit Sonntagabend ist die Antwort darauf noch komplexer. Die Berliner CDU fuhr einen fulminanten Sieg ein, auch weil sie den harten "Paschakurs" von Merz mittrug. Ist das ein Popularitätsbeweis für Merz? Oder zeigt es die Grenzen seines Rechtskurses? Denn koalieren will mit dem CDU-Wahlsieger so recht keiner.
Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer haben ein Video aufgenommen, sie nennen es ein "Manifest für Frieden". Es geht darum, dass zwar schlimm sei, was den Ukrainern gerade passiere, die von Russland "brutal" überfallen worden seien. Waffen zur Verteidigung sollen sie aber auf keinen Fall mehr bekommen. Stimmt, dann würde bestimmt alles richtig gut für die Ukraine. Die geschätzte Kollegin Lara Fritzsche vom Magazin der "Süddeutschen Zeitung" schrieb dazu, ohne Ton sei das Video von Wagenknecht/Schwarzer ganz lustig. Mehr ist dazu nicht zu sagen.