Hamburg - Verteidigungsminister Peter Struck fordert eine Debatte über die neue Rolle der Bundeswehr. In einem Interview mit dem stern sagte Struck, derzeit würden 35 000 Soldaten und Soldatinnen als Eingreifkräfte für friedenserzwingende Operationen nach einem UN-Mandat aufgestellt: "Das bedeutet kriegerisches Handeln."
Er möchte wissen, "ob dieser Gesellschaft klar ist, wozu wir uns international verpflichtet haben". Auch über seinen oft zitierten Hinweis, Deutschlands Sicherheit werde auch am Hindukusch verteidigt, habe es keine richtige Debatte gegeben. "Die Diskussion ist in unserem Land verdrängt worden, weil alle sehen: Es läuft ja ganz gut", sagte Struck. Diese Meinung könne sich jedoch sehr schnell ändern, wenn etwa durch einen Anschlag eine große Anzahl von Soldatinnen und Soldaten ums Leben kämen. "Dann wird die Frage gestellt: Was machen die da eigentlich? Wieso sind die da?"
Als deutsche Soldaten in Afghanistan getötet und in Särgen nach Deutschland zurückgekommen seien, habe er mit den Angehörigen geredet. "Nun sagen Sie mal einer jungen Frau, die da mit ihren Kindern steht: Ihr Mann ist gestorben, weil es politisch richtig ist, dass wir in Afghanistan sind. Das versteht sie nicht, kann sie gar nicht verstehen."
Struck plädierte im stern-Interview für die Erhöhung des Frauenanteils in der Bundeswehr von derzeit knapp fünf auf zehn Prozent. Die Leistungsfähigkeit der Frauen sei "uneingeschränkt" mit der von Männern vergleichbar. Psychisch seien sie sogar "oft gefestigter" als ihre männlichen Kameraden. Mehr Frauen würden deshalb der Bundeswehr gut tun. "Vielleicht müssten wir uns dann nicht mehr mit solchen Bildern auseinandersetzen, wie wir sie jüngst aus Coesfeld gesehen haben."