Hans-Martin Tillack Früher Stasispion, heute Staatsgast

Sage noch einer, die Ex-Tätigkeit für die Stasi sei im
vereinigten Deutschland ein Karrierehindernis. Für einen früheren DDR-Spion
lässt das von Frank-Walter Steinmeier (SPD) geführte Auswärtige Amt morgen in
Washington sogar einen feierlichen Empfang ausrichten.

Für morgen abend um 19.30 Uhr lädt der deutsche Botschafter
in Washington, Günther Scharioth, zum Abendessen zu Ehren von Matthias Warnig.

Warnig ist Chef der mehrheitlich vom russischen Energieriesen Gazprom kontrollierten Schweizer Gesellschaft
Nord Stream AG. Ja genau, es handelt sich um die in Zug residierende Firma, die
eine umstrittene Gaspipeline durch die Ostsee bauen möchte, unter Beteiligung
der deutschen Energiekonzerne Eon und BASF. Und Nord Stream ist natürlich das Unternehmen, dessen
Aktionärsausschuss vom früheren Kanzler Gerhard Schröder geführt wird.

Warnig war zu DDR-Zeiten Major bei der Hauptverwaltung Aufklärung
der Stasi und macht kein Hehl daraus, dass er damals zu Lasten westdeutscher
Firmen „Industriespionage“ betrieb. Seit Jahren gilt
er als enger Vertrauter des russischen Premiers Wladimir Putin, der ja
ebenfalls ein alter Geheimdienstmann ist.

Das von Schröders langjährigem
Kanzleramtschef und heutigem SPD-Kanzlerkandidaten Steinmeier dirigierte
Außenministerium findet den Empfang für den Ex-Agenten übrigens ganz normal. Es
sei „nicht ungewöhnlich“, dass deutsche Botschaften zu Ehren von Firmenchefs
einladen, sagt eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Das Pipelineprojekt werde
ja „von der ganzen Bundesregierung unterstützt“. Und natürlich werde Warnig nur
wegen seiner jetzigen Tätigkeit geehrt – nicht für das, was er früher so
getrieben hat.

Na dann.