Unter Leitung von vier Moderatoren wollen Bundeskanzler Gerhard Schröder und CDU-Kanzlerkandidatin Angela Merkel am Abend in einem Berliner Fernsehstudio über ihre Positionen zu zentralen Themen des Wahlkampfs diskutieren. Mit besonderer Spannung wird erwartet, ob sich das Duell auf die Umfragen auswirkt, in denen die SPD weiterhin deutlich hinter der Union liegt.
Gerhard Schröder hat das erste Wort, Angela Merkel das letzte
Nach Ansicht von Meinungsforschern kann der Ausgang des Streitgesprächs über eine große Koalition zwischen Union und SPD entscheiden. Das Interesse der Wähler an dem TV-Duell ist offenbar riesig. In einer repräsentativen Forsa-Umfrage für RTL gaben 70 Prozent der Befragten an, das Streitgespräch anschauen zu wollen. 28 Prozent der Zuschauer sagten in der Umfrage, für ihre Wahlentscheidung sei das TV-Duell wichtig oder sehr wichtig. Die 90-minütige Diskussion wird live von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 übertragen.
In dem TV-Duell wird Bundeskanzler Schröder die erste Frage beantworten, Angela Merkel hat dafür das letzte Wort. Das ergab eine Auslosung vor der Debatte. Die beiden Kontrahenten nehmen zu etwa zehn Themenkomplexen Stellung. Die Regeln fürs Duell sind im Vergleich zu 2002 entschärft worden. Jeder darf diesmal so lange reden, wie er will. Die Stoppuhr läuft aber mit, so dass Merkel und Schröder zum Schluss auf jeweils 35 bis 40 Minuten Redezeit kommen dürften.
Bürger trauen Schröder mehr Kompetenz zu
CDU-Chefin Merkel sieht im Fernsehduell mit Schröder eine "riesige Chance". Sie werde das Medium Fernsehen nutzen, "um meine Argumente und Vorstellungen darzulegen", sagte sie dem "Tagesspiegel am Sonntag". In Deutschland würden im Wesentlichen Parteien und ihre Programme gewählt, betonte Merkel. "Ich bin der festen Überzeugung, dass die Menschen die Kluft nicht übersehen, die zwischen Herrn Schröder und seiner Partei besteht." Der "Bild am Sonntag" sagte sie: "Ich freue mich auf einen spannenden und interessanten Austausch der Argumente."

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In der Diskussion dürfte es vor allem um die Stärkung der Wirtschaft und den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit gehen.
Nach einer Forsa-Umfrage im Auftrag von "RTL aktuell" glauben 64 Prozent der Bundesbürger, dass Schröder bei dem TV-Schlagabtausch die bessere Figur machen wird. 20 Prozent sind überzeugt, dass Merkel besser abschneiden wird. Insgesamt wollen 43 Prozent der Wähler die Sendung "sicher" ansehen, 26 Prozent "wahrscheinlich". Nach einer Emnid-Umfrage für den Nachrichtensender N24 gilt Amtsinhaber Schröder bei 50 Prozent als "allgemein kompetenter". Kanzlerkandidatin Merkel wird dagegen von 41 Prozent - und damit von einer Mehrheit im Vergleich zu Schröder (36) - für "glaubwürdiger" gehalten.
Im Vorfeld hatte es Streit um die Frage gegeben, wie viele solcher Debatten es geben solle. Die CDU hatte ein von Schröder vorgeschlagenes zweites Duell abgelehnt und damit den Vorwurf der SPD ausgelöst, sie scheue die Auseinandersetzung mit dem medienerfahrenen Kanzler. Beide werden jedoch am 12. September an einer Diskussionsrunde mit weiteren Spitzenkandidaten teilnehmen.
DPA