
Nicht wenige fragten sich im Juli 2022, was den Oppositionschef Friedrich Merz (wirklich) zu seiner Osteuropa-Reise veranlasst hatte. Der CDU-Vorsitzende war zunächst in Polen, danach ging es nach Litauen (hier im Bild), wo Merz unter anderem die von der Bundeswehr geführten Nato-Truppen in Rukla traf. Beide Partnerländer waren auf Deutschland seinerzeit eher weniger gut zu sprechen. Polen wegen des eher schleppend vorangehenden Panzer-Ringtauschs – jene "Kompensation muss geleistet werden", mahnte Merz. Und Litauen, weil es eher früher als später auf die Stationierung von Kanzler Scholz' angekündigter Kampfbrigade pochte. Merz dazu: "Deutschland darf die daraus entstandenen Erwartungen in Litauen nicht enttäuschen. Worte und Taten dürfen jetzt nicht erneut auseinanderfallen." Man lehnt sich wahrscheinlich nicht zu weit aus dem Fenster mit der Beobachtung, dass der Oppositionschef sein Profil schärfen wollte – und seinen berufsbedingten Gegenspieler vor sich herzutreiben versuchte. Denn Handfestes konnte Merz, qua seines Amtes, den osteuropäischen Partnern nicht anbieten. Und eine Vermittlerrolle wollte er angeblich auch nicht einnehmen.
© Tobias Koch/CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag / DPA