Stillgestanden und Augen geradeaus: Cem Özdemir, Bundeslandwirtschaftsminister und Oberleutnant, ist zu Besuch bei der Bundeswehr! Moment, Oberleutnant? "Özdemir reicht", beschwichtigte der Schwabe schon 2019, als er seinerzeit zum Praktikum am Standort Munster antrat und den Dienstgrad zeitweise verliehen bekam. Mittlerweile ist Herr Özdemir zwar Minister, aber damals wie heute ein Grüner in Bundeswehr-Uniform.
Kein Widerspruch, meint Özdemir, der seit Mittwoch an einer viertägigen Wehrübung teilnimmt, übrigens als erster Bundesminister seit 20 Jahren. Es gehe um die Demokratie, erklärt er, und "die verteidigt sich nicht von selber". "Dafür braucht es die Bundeswehr, dafür braucht es aber auch uns alle als Zivilistinnen und Zivilisten, die wissen, was wir an der Bundeswehr haben."
Es hat gesprochen: Özdemir, Oberleutnant der Reserve (wieder auf Zeit), aber auch der Politiker Özdemir, der neben Barett offenkundig auch eine Botschaft zu seiner Ausrüstung zählt. Und mit starken Bildern lassen sich diese nunmal sichtlich besser transportieren.
"Als Parlamentarier entscheide ich über Mandate für Bundeswehreinsätze. Es geht um Existenzielles, um Leben und Tod. Das ist eine enorme Verantwortung. Da fand ich es gut, mir selbst einen tieferen Einblick in die Arbeit der Truppe zu verschaffen", sagte Özdemir vor vier Jahren. Seinerzeit umtrieb den damaligen Bundestagsabgeordneten etwa das Geschehen in Syrien, heute insbesondere Russlands Angriff auf die Ukraine. An der Botschaft dürfte sich daher wenig geändert haben.
Jedenfalls sicher ist, dass Özdemir nicht der erste und einzige Politiker ist, der sich trotz unterstellter Fachfremde der Truppe als Fan vor Ort andient – und damit eine Botschaft platziert, mitunter in eigener Sache, oder ein Zeichen setzt. Ansichtssache. Das eine oder das andere schließt sich nicht unbedingt aus. Auch sicher ist, dass die Bilder hängen bleiben – wie auch diese Fotostrecke beweist.