Bei der Wählern hat Bundeskanzler Gerhard Schröder nach wie vor bessere Karten als mögliche Kanzlerkandidaten der Union. Sowohl im Vergleich mit CDU-Chefin Angela Merkel als auch im Vergleich mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff schneidet der Kanzler besser ab. Das geht aus einer Umfrage hervor, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa in der vergangenen Woche im Auftrag des stern und des TV-Senders RTL durchgeführt hat. Dabei steht Wulff besser da als seine Parteichefin, denn sein Rückstand auf den Kanzler ist geringer als der von Angela Merkel. "Beide potenzielle Kandidaten, die die Union ins Rennen schicken könnte, haben Defizite", sagte Forsa-Chef Manfred Güllner stern.de. "Gegenüber beiden sind Vorbehalte bei den Bürgern vorhanden." Dies bedeute jedoch nicht, dass die Bürger der Union trotz dieser Vorbehalte nicht ihre Stimme geben würden - bei den Parteipräferenzen liegen Union und FDP weit vor SPD und Grünen.
Schröder liegt elf Punkte vor CDU-Chefin
Bei einem Vergleich zwischen Schröder und Merkel, würden 41 Prozent der Befragten den Amtsinhaber gerne als Kanzler sehen, nur 30 Prozent würden sich für die CDU-Chefin entscheiden. Bei einem Vergleich zwischen Wulff und Schröder, erhielte der Kanzler 38 Prozent der Stimmen, der niedersächsische Ministerpräsident 29 Prozent. Bei dem Duell Schröder gegen Merkel beträgt der Vorsprung des Kanzlers elf Prozentpunkte, bei dem Vergleich mit Wulff nur neun Prozentpunkte.
Das Ergebnis ist bitter für Merkel, aber dennoch kann die CDU-Chefin die Umfrage gelassen betrachten. Die Beliebtheit Wulffs ist für sie nichts Neues. In den vergangenen Wochen wurden immer wieder Umfragen veröffentlicht, in denen sie im Vergleich zu dem Parteifreund aus Hannover erheblich schlechter abschnitt als in der Forsa-Erhebung. Zudem ist ein Kanzlerkandidat Wulff derzeit kaum vorstellbar. Zum einen lehnte der Niedersachse selbst eine Kandidatur wiederholt ab, zum anderen sitzt Merkel in der Partei derzeit fest im Sattel. Schaffen Union und FDP bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 22. Mai den Machtwechsel, wäre ihr die Kanzlerkandidatur für die Bundestagswahl 2006 nur schwerlich zu nehmen.
Männer und Senioren stehen auf Wulff
Für Wulff würden sich im Vergleich zu Merkel mehr Männer (35 gegenüber 28 Prozent der Befragten, immer in Bezug auf Schröder als Alternative) und weniger Frauen (23 gegenüber 32 Prozent), weniger Ostdeutsche (20 gegenüber 32 Prozent) und unter 30-Jährige (21 gegenüber 32 Prozent), dafür mehr Alte (41 gegenüber 35 Prozent der über 60-Jährigen), Beamte (41 gegenüber 26 Prozent) und Selbständige (38 gegenüber 32 Prozent) entscheiden. "Es ist eines der Hauptprobleme Wulffs, dass es vor allem die Alten sind, die ihn bevorzugen", sagte Güllner stern.de. "Es sind die Alten, die ihn sich als Schwiegersohn vorstellen können. Die Jungen mögen ihn nicht so gern." In der CDU hat Merkel zudem einen größeren Rückhalt als Wulff. 66 Prozent der CDU-Wähler würden Merkel gegenüber Schröder bevorzugen, nur 56 Prozent würden Wulff lieber haben als Schröder. Bei der CDU hat Wulff jedoch leichte Vorteile (56 gegenüber 51 Prozent). Laut Forsa-Chef Güllner hat Wulff jedoch ein größeres Potenzial als Merkel, seine Beliebtheitswerte auszubauen, in dem er sich darum bemüht, seine Kompetenzen ins rechte Licht zu rücken. "Wulff erscheint bundesweit als sympathisch. Ihm fehlt jedoch noch das Image eines kompetenten Politikers. Das wird die Nagelprobe sein. Ein erfolgreicher Kanzlerkandidat muss Sympathie und Kompetenz ausstrahlen. Wulff hat derzeit viel Sympathie, wenig Kompetenz, Merkel hat mehr Kompetenz und wenig Sympathie."
Schwarz-Gelb liegt weit vor Rot-Grün
Die politische Stimmung in der Bevölkerung hat sich in der vergangenen Woche nur wenig verändert. Bei den Parteipräferenzen gewannen lediglich die Grünen einen Prozentpunkt hinzu, die sonstigen Parteien verloren einen Punkt. Demnach könnte Schwarz-Gelb mit einer satten Mehrheit rechnen, wenn am Sonntag ein neuer Bundestag gewählt werden würde. Die Union erhielte 46 Prozent der Stimmen, die FDP sieben Prozent, die SPD 28 Prozent und die Grünen neun Prozent. Eine mögliche Koalition von Union und FDP könnte demnach mit 53 Prozent gegenüber 37 Prozent von Rot-Grün regieren. Die PDS erhielte fünf Prozent der Stimmen, die Sonstigen fünf Prozent.
In der Zeit zwischen dem 11. und dem 15. April befragte Forsa insgesamt 2503 Bürger.
Bürger mit Verhältnis zwischen Kirche und Staat zufrieden
Forsa fragte in der vergangenen Woche zudem nach den Meinungen der Bürger zum Verhältnis zwischen Kirche und Staat. Demnach ist die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) der Meinung, dass der Einfluss der Kirchen auf Staat und Politik gerade richtig ist. 17 Prozent halten Einfluss der Kirchen für zu groß, 23 Prozent dringen darauf, dass die Kirchen gegenüber dem Staat mehr zu sagen haben. "Die Bürger haben den Eindruck, dass es eine klare Trennung gibt zwischen Kirche und Politik gibt, der Einfluss der Kirchen wird nicht zu hoch eingeschätzt." Allerdings, so sagte Güllner, machten sich viele Bürger die bestehende enge Verzahnung zwischen Kirche und Staat nicht klar.
In der Zeit zwischen dem 14. und 15. April befragte Forsa zu diesem Thema 1001 Bürger.