Auch nach der Pandemie Arbeitsminister Heil will Recht auf Homeoffice einführen – Kritik von Arbeitgebern

Hubertus Heil will auch für die Zeit nach der Pandemie ein Recht auf Homeoffice einführen
Volle Büros könnten auch nach Corona der Vergangenheit angehören. Arbeitsminister Heil drängt auf eine Rechtsgrundlage für das Homeoffice.
© Britta Pedersen / DPA
Homeoffice könnte auch nach der Pandemie Normalität bleiben. Arbeitsminister Hubertus Heil will eine Rechtsgrundlage vorantreiben, die Arbeitnehmer dauerhaft mobiles Arbeiten erlaubt.

Das Arbeiten von Zuhause aus ist für viele Menschen in der Corona-Pandemie zur Normalität geworden. Das könnte auch so bleiben. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will das Homeoffice dauerhaft im deutschen Arbeitsalltag etablieren – auch nach der Pandemie.

Arbeitsminister Heil will Rechtsgrundlage für Homeoffice schaffen

"Ich bin dafür, dass wir aus dem coronabedingten ungeplanten Großversuch zum Homeoffice grundlegende Konsequenzen für die Arbeitswelt ziehen", sagte Heil am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Die Ampel-Koalition werde "moderne Regeln für mobiles Arbeiten in Deutschland" und einen Rechtsanspruch auf Homeoffice schaffen, so der Minister: "Ein moderner Ordnungsrahmen für mobiles Arbeiten kommt."

Heils Pläne sehen vor, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten künftig das Arbeiten von zu Hause aus ermöglichen müssen. "Wenn diese das ablehnen wollen, müssen betriebliche Gründe dagegen stehen – etwa weil man im Stahlwerk am Hochofen arbeitet und natürlich nicht von zu Hause aus arbeiten kann", erklärte Heil. 

"Aber wenn der Arbeitgeber keine betrieblichen Gründe nennen kann, dann gilt der Rechtsanspruch, Homeoffice in Anspruch nehmen zu können. Das gibt endlich vielen Menschen die Möglichkeit, auch nach der Pandemie von zu Hause aus zu arbeiten. So schaffen wir eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf." Für viele Menschen bedeute mobiles Arbeiten "eine neue Freiheit", betonte Heil.

Heil warnt auch vor Schattenseiten des Homeoffice'

Seine Wahrnehmung sei aber auch, dass viele nicht dauerhaft, sondern nur gelegentlich von zu Hause aus arbeiten wollten. Auch dafür wolle er "mehr Flexibilität schaffen", sagte Heil.

Mit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hat sich die Praxis zum mobilen Arbeiten in Deutschland grundlegend verändert. Arbeitgeber, die das zuvor nicht freiwillig taten, sind seit November dazu verpflichtet, ihren Mitarbeitern die Arbeit von zu Hause aus anzubieten – wenn nicht betriebliche Gründe dagegen sprechen. Heil will diese Pflicht dauerhaft etablieren.

Gleichzeitig wies der Arbeitsminister aber auch auf "die Schattenseiten im Homeoffice" hin, die er unbedingt eingrenzen wolle. "Arbeit darf nicht krank machen. Auch im Homeoffice muss mal Feierabend sein." Auch das berücksichtige der Ordnungsrahmen, auf den sich der SPD-Politiker mit seiner Partei und den Grünen sowie der FDP verständigt habe.

Arbeitgeberverbände lehnen Homeoffice-Recht ab

Kritik kam derweil von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Diese lehne ein Recht auf Homeoffice entschieden ab. 

Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter sagte in Berlin: "Der Staat schafft mit neuen Vorschriften kein Vertrauen, sondern setzt die Sicht der Ministerialbürokratie über die sich fortentwickelte betriebliche Praxis." 

"In Teilen der Koalition gibt es offensichtlich ein Durcheinander zwischen Parteiprogramm und Koalitionsvertrag", kritisierte Kampeter. "Denn der Koalitionsvertrag der Ampelparteien sieht nicht die Schaffung eines Rechtsanspruchs, sondern einen Erörterungsanspruch bei Homeoffice vor. Homeoffice ist Standard in vielen Unternehmen und wird auch nach der Pandemie bleiben. Dazu bedarf es keines Rechtsanspruches, sondern eines vertrauensvollen Miteinanders im Betrieb."

Mehr als ein Viertel der Angestellten in Deutschland arbeiten derzeit von Zuhause aus

Kampeter sagte weiter, wichtig sei, wie vom Koalitionsvertrag vorgesehen, eine klare Abgrenzung von Telearbeit und Homeoffice als Form mobiler Arbeit. "Gefördert werden kann mobile Arbeit außerdem nur durch ein Vorantreiben des Breitbandausbaus, flexiblere Arbeitszeiten und die Möglichkeit des Arbeitgebers, Arbeitszeitaufzeichnungspflichten an die Beschäftigten zu delegieren. Das umfasst nicht nur die Büroarbeitsplätze, sondern auch vielfältige Bereiche der Produktion."

Nach jüngsten Angaben des Münchner Ifo-Instituts waren laut einer Unternehmensumfrage im Dezember des vergangenen Jahres 27,9 Prozent der Beschäftigten zumindest zeitweise im Homeoffice tätig. Im August lag die Quote bei 23,8 Prozent.

DPA
pgo