? Karlheinz Schreiber ist nach Deutschland ausgeliefert worden. Er droht der Union mit einem "Riesenzirkus". Was hat er denn noch im Säckel, das Angela Merkel und Wolfgang Schäuble gefährlich werden könnte?
Nichts, aber auch gar nichts. Und die Kanzlerin muss Schreiber am allerwenigsten fürchten. Zur Erinnerung: Es war Angela Merkel, die auf dem Höhepunkt der Parteispendenaffäre in einem Beitrag für die "FAZ" mit den Altvorderen der CDU abrechnete und dabei so Schwergewichte wie Altkanzler Helmut Kohl auf die Bretter schickte. Helmut Kohl gab dann seinen Ehrenvorsitz ab und Wolfgang Schäuble, der von Schreiber eine 100.000-Mark-Spende erhalten hatte, war das Amt des Partei- und Fraktionsvorsitzenden los.
?? Also ist die CDU-Parteispendenaffäre mausetot, weil schon alles gesagt und verhandelt wurde?
Leider ist noch nicht alles gesagt. Insbesondere Helmut Kohl schweigt sich noch immer über die Millionen-Spender aus, denen er angeblich seine Ehrenwort gegeben hat, nie und nimmer ihre Namen zu verraten. Und die Hintergründe der Leuna-Affäre liegen noch immer im Dunkeln. Aber zu diesen Themen kann Schreiber vermutlich nichts Erhellendes beitragen.
??? Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) hat noch vergangene Woche darauf gedrängt, Schreiber auszuliefern. Lässt sich der Mann denn irgendwie als SPD-Wahlhelfer verkuddelmuddeln?
Falls die SPD hoffte, mit Schreiber im Wahlkampf punkten zu können, würde dies nur zeigen, wie verzweifelt man in der SPD-Parteizentrale sein muss. Schreiber hat nichts zu bieten, womit die SPD die Unionsparteien in Bredouille bringen könnte. 2002 hatte Schreiber vollmundig angekündigt, Edmund Stoiber die Kanzlerkandidatur verhageln zu wollen. Gewichtige Zeugen, so Schreiber damals, würde er aufbieten. Die Folge: Heerscharen von Journalisten pilgerten nach Kanada, um dort erfahren zu müssen, dass die einzige Zeugin, die für Schreiber gegen Stoiber aussagt, die Ehefrau des Waffenlobbyisten ist: Bärbel Schreiber.
???? Schreiber muss nun vor Gericht. Werfen wir einen Blick in die Glaskugel: Wie geht der Prozess vermutlich aus?
Schreiber ist schon ein Schlawiner und Wichtigtuer, der die große Bühne liebt. Aber mit seinen 75 Jahren ist er mittlerweile auch ein alter Mann, der wohl keine große Lust hat, den Rest seiner Tage wegen Steuerhinterziehung und Betrugs hinter Schwedischen Gardinen verbringen zu müssen. Also werden seine Anwälte einen Deal mit der Justiz anstreben. Und solche Deals finden bekanntlich hinter verschlossenen Türen von Amtszimmern statt - und nicht auf der großen Bühne. Das Sommerloch und der Wahlkampf müssen also mit anderen Themen bestritten werden.
Oliver Schröm ist Reporter im Berliner Hauptstadtbüro des stern. Über den CDU-Parteispenden-Skandal hat er zusammen mit John Goetz und Conny Neumann das Buch "Allein gegen Kohl, Kiep & Co. Die Geschichte einer unerwünschten Ermittlung" (Ch. Links Verlag) geschrieben.