Jahrzehnte nach ihrer Einführung rollen die Speisewagen der Intercity-Züge der Deutschen Bahn zum Jahresende buchstäblich aufs Abstellgleis. Der Konzern bestätigte am Freitag auf Anfrage Informationen des stern, wonach ab dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 alle vorhandenen Bordbistro-Wagen ausgemustert werden. Die Bordrestaurants und -bistros in den ICE-Zügen sind von der Entscheidung nicht betroffen. Auch auf den von ausländischen Bahnen betriebenen Eurocity-Verbindungen (zum Beispiel von Hamburg nach Prag) bleiben die Speisewagen bestehen.
Bordbistro-Wagen gelten als störanfällig
"Die Bistrowagen der Intercity-1-Flotte sind mit unkomfortablen Drehfalttüren ausgestattet, die gerade für Reisende mit viel Gepäck oder ältere Menschen nur schwer zu öffnen sind", sagte ein Sprecher der Bahn dem stern. "Außerdem haben die mittlerweile störanfälligen Wagen das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und gehen zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 außer Betrieb."

Bislang wurden die Bordbistros auf den meisten Intercity-Verbindungen eingesetzt, auf denen jahrzehntealte, klassische einstöckige Reisezugwagen in lokbespannten Zügen (Intercity 1) verkehren, etwa auf den Linien nach Westerland auf Sylt oder von Hamburg nach Köln. Intercity-Verbindungen mit Doppelstockzügen, zum Beispiel von Köln nach Norddeich oder von Dresden nach Warnemünde, verfügen ohnehin nicht über einen Speisewagen. Hier ist lediglich ein vergleichsweise geringes gastronomisches Angebot verfügbar – warme Gerichte gibt es dort nicht.
Abteilverkauf statt Speisewagen
Auf das reduzierte Snack-Angebot müssen sich nach dem Aus für die Bordbistros auch Reisende in den klassischen Intercity-Zügen einstellen, selbst wenn diese mitunter acht Stunden oder mehr quer durch Deutschland fahren. "Auf den entsprechenden Verbindungen läuft der gastronomische Service über einen Abteilverkauf und einen Service am Platz mit einem mobilen Caddy", so der Bahn-Sprecher weiter.
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Mit der Inbetriebnahme von neuen Zügen wie dem ICE-L (vorheriger Projektname ECx) ab 2024 wird auch das umfangreichere gastronomische Angebot auf den Gleisen wieder auf mehr Verbindungen angeboten – in diesen neuen Modellen ist ein Speisewagen vorhanden. Die Bahn rechnet derzeit damit, dass die verbliebenen Intercity-1-Züge bis 2026 komplett ausgemustert und durch neues Wagenmaterial ersetzt werden.
Speisewagen gehörten seit der Einführung des Intercity-Netzes in den 1970er Jahren zu den Qualitätsmerkmalen der Fernzuggattung. Im Laufe der Jahre wurden mehr und mehr Intercity-Verbindungen auf ICEs umgestellt, der Intercity bedient nunmehr größtenteils Strecken abseits der Hauptverbindungen zwischen den größten Städten des Landes.
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