Tropenpark Bora Bora in Brandenburg

Die blühenden Landschaften werden hundert Kilometer von Brandenburg Wirklichkeit: Im ehemaligen Cargolifter-Werk hat der "Tropical Islands"-Park eröffnet - ein Tropenliliput auf 66.000 Quadratmetern.

Vom geplatzten Ingenieurstraum zum Freizeitvergnügen:In der Halle des abgewickelten Luftschiffentwicklers Cargolifter hat am Wochenende einer der größten Tropenparks der Welt seine Pforten geöffnet. Hundert Kilometer südlich von Berlin hoffen die Investoren Colin Au aus Malaysia und der britische Tanjong-Konzern mitten im Brandenburger Kiefernwald auf jährlich bis zu drei Millionen Kurzurlauber unter den Palmen ihres "Tropical Islands".Um die Illusion vom schnellen Abstecher ins Südseeparadies entstehen zu lassen, hat Au 10.000 exotische Pflanzen aufstellen lassen. Doch der künstliche Regenwald wirkt in der Mitte der 75.600 Quadratmeter großen und 107 Meter hohen Halle ein wenig verloren. Sehr dominant sind nach wie vor auch die kahlen, riesigen Wände des Baus. Auf einem geschlungenen Rundweg können die Besucher zwischen den noch von den Bauarbeiten eingestaubten Pflanzen wandeln und sich von Vogelstimmen aus dem Lautsprecher beschallen lassen.

Lagune lädt zum Schwimmen ein

Bei Wassertemperaturen von 28 Grad lädt eine 4.000 Quadratmeter große Lagune mit zwei Wasserfällen zum Schwimmen ein, ein 800 Meter langer Sandstrand umsäumt die Riesen-Badewanne. Die zur Rentabilität nötigen Besucher - täglich müssen mindestens 4.000 kommen - will Au aber vor allem mit allabendlichen Musicals anlocken. In den ersten Monaten läuft "Viva Brasil", ein farbenprächtiges und leichtes Spektakel, das auch am Eröffnungsabend gezeigt wurde. Dazu kommt wie in vergleichbaren Parks die "Erlebnisgastronomie" - untergebracht in einem "tropischen Dorf".

Zweifel an Gästezahl

Vier Stunden Aufenthalt kosten pro Person unter der Woche 15 Euro, am Wochenende 20 Euro. Dazu kommen die Preise für Essen und Getränke. Günstiger wird es zwischen 22 und 6 Uhr: Dann werden nur fünf Euro Eintritt fällig - und man kann etwa am Sandstrand der Lagune zelten.

Seit Cargolifter-Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönninger im Sommer 2003 die Halle an die Investoren verkauft hatte, war deren Plan für das Tropenresort umstritten. Kritiker wie der Brandenburger PDS-Wirtschaftsexperte Ralf Christoffers bezweifeln vor allem, dass genügend Gäste kommen. "Ohne Werbekonzept und Kontakte zu großen Touristikunternehmen sind die erwarteten Besucherzahlen völlig unrealistisch", sagte er.Au hofft vor allem auf Berliner Publikum sowie auf Gäste aus dem Ausland. "Wir haben 'Tropical Islands' nicht nur für die Brandenburger geschaffen", sagte er. Stattdessen sollen ihm etwa auch die Airlines, die auf dem nahen Flughafen Berlin-Schönefeld landen, Kunden heranbringen.

Kritik an Energieverbrauch

Auch die Umweltverträglichkeit des Projektes steht in der Kritik. Die Brandenburger Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm fürchtet einen gigantischen Energieverbrauch für das Beheizen der in Leichtbauweise errichteten Halle. Au sprach von drei Millionen Euro Energiekosten im Jahr.

Ihre Meinung zählt

Deutschland hat viele Gesichter - welche Regionen sind fit für die Zukunft, von welchen Modellen kann man lernen? Die große Onlineumfrage Perspektive-Deutschland 2004 will den Stärken und Schwächen deutscher Regionen auf die Spur kommen - mit Ihrer Hilfe. Unter den Teilnehmern, die den Fragebogen ausfüllen, werden außerdem rund 200 Preise verlost.

Bislang hat der "Tropical Islands"-Chef für seine 70-Millionen-Euro-Investition keine staatlichen Subventionen erhalten - nach den schlechten Erfahrungen mit Cargolifter war die Brandenburger Landesregierung vorsichtig geworden. Zunächst hatte Au auch angekündigt, ohne Förderung auskommen zu wollen. Mittlerweile aber hat er 13 Millionen Euro beantragt - entschieden ist noch nicht.

"Wir brauchen jeden Arbeitsplatz

Das Land organisierte immerhin einen zusätzlichen Halt der Regionalbahn aus Berlin in Brand und will am dortigen Bahnhof eine Brücke über die Gleise zur besseren Anbindung bauen lassen. Au hat angekündigt, bis zu 500 Arbeitsplätze zu schaffen. Außerdem plant er den Bau eines Hotels. Etwa 370 Menschen beschäftigt er bereits. "Und in dieser Region brauchen wir jeden Arbeitsplatz", sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck.

AP
Sven Kästner, AP

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos

Mehr zum Thema