Brückentage der besonderen Art: Es geht nicht um die geschickte Planung von Urlaubstagen, sondern um Erlebnisse beim Wandern, die eine gehörige Portion Mut erfordern. Denn der Höhepunkt einer Tour in den Bergen kann die Überquerung eines Abgrundes mittels einer Hängebrücke sein.
Die an Stahlseilen aufgehängten Konstruktionen erfüllen je nach Standort unterschiedliche Zwecke. Zur ursprünglichen Funktion in den Alpen, bestimmte Routen zu verkürzen und auch sicher zu machen – wie zum Beispiel die Triftbrücke, die Charles Kuonen Hängebrücke oder die Brücke zur Terrihütte in der Schweiz – ist eine weitere Komponente hinzugekommen: die als rein sensationelles Ziel für den Tourismus.
Projekte wie Glacier 3000 oder der Titlis Cliff Walk haben keine Verbindungsfunktion, sondern sollen insbesondere Besucherinnen aus Asien per Seilbahn auf schwindelerregende Aussichtspunkte locken und Geld in die Seilbahnkassen spülen. Doch dieser Trend stößt zunehmend auf Widerstand.
"Adrenalinkicks für die Spaßgesellschaft"
"Da steht sie nun, die weltweit erste Hängebrücke, welche zwei Gipfel verbindet – und vielleicht auch noch einen dritten Gipfel erreicht: Denjenigen der Dekadenz", schrieb die Naturschutzorganisation Mountain Wilderness anlässlich der Einweihung der Hängebrücken im Skigebiet Glacier 3000 bei Les Diablerets. "Denn die Brücke hat keine Funktion, außer derjenigen, einer gesättigten Spaßgesellschaft auf knapp 3000 Metern zu einem weiteren Adrenalinkick zu verhelfen."
Neue Brückenvorhaben als reine touristische Erlebnisanlagen werden kritisch gesehen. So hat diese Tage das Verwaltungsreicht von Graubünden einer Beschwerde der Stiftung Landschaftsschutz und von Mountain Wilderness gutgeheißen, die Einspruch gegen das Tourismusprojekt "Aventura alvra" einlegten. Im Kanton Graubünden sollten zwei Hängebrücken über die Schinschlucht sowie eine künstliche Felskaverne samt Plattform errichtet werden.
Für den Bau könnte keine Ausnahmebewilligung erteilt werden, entschied das Gericht. Der Eingriff in die Landschaft sei massiv. Damit ist einer weiteren "Möblierung" der Alpen ein Riegel vorgeschoben. Oder wie es Mountain Wilderness in einer Erklärung formuliert: "Im globalen Wettbewerb um die 'geilste' Attraktion auf unseren Berggipfeln gibt es vor allem einen Verlierer: Die Landschaft, das eigentliche Kapital unseres Tourismus."
Lesen Sie auch:
- Superlativ in der Schweiz: Wandern über dem Abgrund
- Nervenkitzel für Wanderer: Auf der Himmelsleiter über dem Abgrund
- 175 Meter Luft unter den Sohlen: Längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt eingeweiht