"Das ist für mich ein ganz besonderer Tag, das größte Frachtflugzeug der Welt ist hier gelandet", sagt Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Bundesverteidigungsministerin steht am Montagmorgen auf dem Flughafen Leipzig-Halle. Hinter ihr ragt die bereits geöffnete Bugklappe der Antonow An-225 in den blauen Frühlingshimmel, während Soldaten und Frachtpersonal mit dem Entlanden der Maschine beginnen.
Gegen 10 Uhr war der Riesenflieger vom Westen anfliegend auf der Südbahn des Flughafens Leipzig-Halle eingeschwebt, nachdem das Frachtflugzeug mit seinen sechs Triebwerken gegen 5.47 Uhr Ortszeit in Almaty gestartet war. Am Sonntag hatte der Flug mit der Kennung ADB5383 die erste Etappe zurückgelegt. Im chinesischen Tianjin war der Rumpf mit medizinischer Hilfsausrüstung bis unter die Decke beladen worden und nach einem fünfstündigen Flug in Almaty, der Hauptstadt Kasachstans, zwischengelandet.
Vier An-225-Flüge in knapp 14 Tagen
Es ist bereits der vierte Flug, den die einzige existierende An-225 innerhalb weniger Tage zwischen China und Europa absolviert hat. Seit dem 14. April hat die Antonow Atemschutzmasken, Handschuhe und Overalls von Tianjin nach Polen, Frankreich und in die Ukraine geflogen.
Der größte Frachtflieger der Welt stellte in diesem Dauereinsatz einen neuen Rekord auf: Noch nie hat ein einziges Flugzeug so viel voluminöse Fracht innerhalb so kurzer Zeit transportiert – jeweils ungefähr 1000 Kubikmeter Ladung pro Flug.
Das 84 Meter lange Flugzeug mit einer Spannweite von 88,4 Metern kann eigentlich viel schwere Fracht als die 150 Tonnen Schutzausrüstung befördern. Bis zu 250 Tonnen an Gewicht passen in den Bauch der Antonow. Der schon seit 30 Jahren fliegende Koloss transportiert im Chartereinsatz meist schweres Gerät wie Industriegüter.
Jetzt wird das größte Flugzeug der ukrainischen Antonov Airlines für eine kommerzielle Luftbrücke eingesetzt. Mehr als 25 Millionen Schutzmasken werden diese Tage mit drei Flügen im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung und zur Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit von China nach Deutschland gebracht
Von 1,5 Metern Mindestabstand keine Spur
Am Sonntag landete bereits eine An-124 mit 8,3 Millionen Masken in Leipzig. Diese Maschinen stehen der Bundeswehr aufgrund des Salis-Vertrages zur Verfügung.
Das "Strategic Airlift International Solution"-Abkommen sichert der Bundeswehr zusammen mit weiteren Nato-Partnern schon seit 2006 den Zugang zu Lufttransportkapazitäten für übergroße und schwere Fracht mit besonderer zeitlicher Dringlichkeit.
Bei der Entladung der Hunderte von Kartons aus der An-225 durch ein Logistikbataillon kamen sich allerdings die Soldaten besonders nahe. Statt eines Mindestabstandes zwischen den Personen von 1,5 Metern herrschte dichtes Gedränge.
"Leider haben sich heute in Leipzig nicht alle an die Regeln gehalten", twitterte das Verteidigungsministerium. "Das bedauern wir sehr und überprüfen auch unsere eigene Organisation. Muss wohl noch bei uns allen richtig eingeübt werden."
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