Hadi Teherani Der kühne Baumeister aus dem Orient

Der Sohn iranischer Einwanderer ist der Popstar unter den deutschen Architekten: Hadi Teherani plant auch in der Hafencity neue Projekte.

Seine Visionen aus Glas und Beton verwirklichte der Architekt Hadi Teherani bisher vor allem an seinem Wohnort Hamburg. Doch auch in München, Berlin, Frankfurt und Hannover gibt es Bürobauten, Hotels und Bahnhöfe aus seinem Architekturbüro "BRT". Gemeinsam mit seinen Partnern Jens Bothe und Kai Richter sowie 200 Mitarbeitern will der Baumeister aus dem Orient neue deutsche Architektur jetzt auch zu einem Exportschlager machen. "Entwürfe für Gebäude in Prag, Tokio und Moskau sind so gut wie fertig", sagt der 48-Jährige.Er ist sicher, "dass die deutsche Architektur bald wieder international eine Rolle spielen kann" und dass er daran nicht ganz unbeteiligt ist. Mit seinen kühnen High-Tech-Konstruktionen und Lösungen für schwierige Bauvorhaben gehört Teherani schon länger zu den Stars der Architektur-Szene. Seine Gebäude sind spektakulär, obwohl oder weil bei ihnen "immer die Form der Funktion folgt" und die Ökologie eine große Rolle spielt. Er baut um Bäume herum, auf den kleinsten Flächen, am Steilhang oder folgt einfach "dem Zweck des Ganzen".

Über Nacht bekannt

Damit gelang Teherani gleich zu Beginn seiner Laufbahn der große Wurf, als er aus einer Lagerhalle ein Autohaus machte. Die riesige, leicht schräg gestellte Glasfassade machte den Berufsanfänger über Nacht bekannt. Architekturstudenten aus ganz Deutschland kamen nach Hamburg-Wandsbek, um von dem Autohaus zu lernen. Das ist bei vielen Projekten so geblieben: Teheranis ausgefallene Architektur brachte ihm zunächst nur Lob ein, selbst bei den Backstein-Fans im hanseatischen Hamburg.

So nutzte er ein handtuchschmales Hang-Grundstück am Fischmarkt für ein spitz zulaufendes Lofthaus mit Fischschuppen-Fassade und Bullaugen. Einem Lampenhersteller baute er ein Fabrik-Gebäude in Form eines gigantischen Fernsehers. Sein jüngster Coup ist eine bewohnbare Brücke, die er in der Hamburger Hafencity bauen möchte. Die 700 Meter lange Brücke aus Glas, Stahl und Beton soll Wohnen, Büro und Gewerbe vereinen und die neue Hafencity im Süden mit dem Kleinen Grasbrook-Hafen und der Veddel im Norden verbinden. Vorbild sei die Ponte Vecchio in Florenz oder die Newcastle Bridge in London.

Kritik von Baudenkmalschützern

Aufsehen erregte der gebürtige Iraner auch mit seinem "Berliner Bogen", einem Büropalast ohne Ecken und Kanten, oder dem Neubau für eine Versicherung in München, die bisher am Englischen Garten ihren Sitz hatte. Weil die Mitarbeiter das Grün vermissen würden, entwarf Teherani vier haushohe Gerüste, an denen wilder Efeu rankt. In die Kritik geriet der erfolgsverwöhnte Architekt dagegen mit seinen Plänen für die "Europa-Passage" in der Hamburger City. Für die hochmoderne Shopping-Meile mussten etliche Gebäude abgerissen werden. Man müsse nicht alles bewahren, rechtfertigt sich der Baukünstler, denn "eine Stadt, die sich nicht verändert, hat keine Dynamik".Auch von Rekonstruktionen wie dem geplanten Wiederaufbau des Berliner Schlosses hält er nichts. "Die Architekten von heute haben auch Ideen." Den Beweis liefert Teherani mit seinem jüngsten "Kind" am Hamburger Fischereihafen. Hier entsteht ein wirklich schräges Bürohaus mit Restaurant und Aussichtsplattform für Jedermann. Das Büro "BRT" selbst versteht den 40 Meter frei ausragendenden Bau in Form eines Bugs als "starke architektonische Geste, mit der sich das Projekt harmonisch in die Perlenkette des Elbpanoramas einfügt".

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Maja Abu Saman, DPA

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