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Neuer Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg Airport-Planer im Kreuzfeuer der Kritik

Notbremsung kurz vor dem Start: Die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens wird mal wieder verschoben. Die Politik ist sauer, die Airlines wollen ein Chaos im Sommer verhindern.

Die Inbetriebnahme des Großflughafens Berlin-Brandenburg wird zur Zitterpartie: Die Eröffnung des neuen wird bis nach der Sommerpause verschoben. Zur Begründung nannte die Betreibergesellschaft Flughafen Berlin-Brandenburg GmbH am Dienstag Mängel beim Brandschutz. Der Flugbetrieb in Berlin werde bis auf weiteres von den Flughäfen Tegel und Schönefeld abgewickelt, sagte Flughafen-Chef Rainer Schwarz. Der "Willy Brandt"-Flughafen werde nun nach der Sommerpause in Betrieb genommen, sagte Schwarz, ohne ein Datum zu nennen.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), sagte, er erwarte die Inbetriebnahme für August. Ein genaues Datum wolle er aber nicht nennen. Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sprach von der zweiten August-Hälfte. Dann sind die Schulferien in Berlin und Brandenburg zu Ende.

Platzeck "stinksauer"

"Das war mehr als eine böse Überraschung", sagte Platzeck. "Ich verhehle nicht, dass ich stocksauer bin, so eine Überraschung darf nicht kurz vorher passieren."

Grünen-Fraktionschefin Renate Künast griff die Planer noch schärfer an. Von Anfang an sei der Flughafen eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen gewesen, wobei Pech davon die geringste Rolle gespielt habe. Fehlplanung, zwischendurch Korruption und durchgängig Intransparenz kennzeichneten das Projekt. "Es ist schon ein Trauerspiel, dass das Großprojekt nicht so betrieben wurde, dass es dann pünktlich fertig wird."

Brandschutz macht Probleme

Nach Angaben der "Bild"-Zeitung funktioniert die Rauchgas-Entlüftung nicht einwandfrei. Noch vor zwei Wochen, am 24. April, hatte Technik-Geschäftsführer Manfred Körtgen gesagt, die Genehmigungen auch für den Brandschutz seien auf dem Weg. Schon damals gab es Berichte, die Belüftungsanlage für den Brandfall im Terminal funktioniere nicht ordnungsgemäß. Alle Brandschutzanlagen müssen vor der Inbetriebnahme von der Bauaufsicht abgenommen und freigegeben werden. Notfalls können die Behörden eine Sondergenehmigung erteilen.

Besonders schwierig wird eine Verschiebung des Eröffnungstermins für den drittgrößten Flughafen in Deutschland für alle beteiligten Fluggesellschaften und Mitarbeiter an den Airports in Tegel und Schönefeld. Denn mit dem Start von BER, so das Kürzel für den neuen Flughafen, schließen gleichzeitig die beiden anderen Berliner Flughäfen. Schon seit Monaten wird für die Nacht von dem 2. auf den 3. Juni der gigantische Umzug geplant. Die Zusammenlegung zweier Airports zu einem neuen Flughafen gilt als logistischer Kraftakt. Sogar die Stadtautobahn muss für den regulären Autoverkehr teilweise gesperrt werden.

Tegel und Schönefeld müssen Ansturm bewältigen

Sowohl Wowereit als auch Platzeck betonten, niemand müsse Sorge haben, seinen Urlaubsflug oder seine Geschäftsreise nicht antreten zu können. Dies sei über die bestehenden Flughäfen Tegel und Schönefeld möglich. Allerdings dürfte es dort im Sommer ziemlich eng werden, denn Air Berlin und Lufthansa haben ihre Flugpläne stark erweitert. Der neue Flughafen soll eine Startkapazität von 27 Millionen Passagieren haben. 2011 flogen rund 24 Millionen Passagiere von Berliner Flughäfen.

Die Lufthansa will ihren zum Sommer deutlich ausgeweiteten Flugplan ab Berlin auch ohne den neuen Hauptstadtflughafen in Schönefeld erfüllen. "Die geplanten zusätzlichen Flüge sollen in jedem Falle starten", erklärte ein Sprecher. Aktuell sei man in Gesprächen, um sich die zusätzlichen Start- und Landerechte in Tegel zu sichern.

Lufthansa-Chef Christoph Franz erklärte, dass es zunächst darum gehe, die Ansprüche der vielen tausend Kunden zu erfüllen, die bereits nach dem neuen Flugplan gebucht hätten. "Wir sind nicht Verursacher der Probleme, sondern Leidtragender."

Lufthansa berichtete von Testläufen an dem neuen Flughafen in den vergangenen Wochen, die zahlreiche Probleme aufgezeigt hätten. Es bestehe noch an vielen Stellen Handlungsbedarf, erklärte das Unternehmen. Es sei für Lufthansa wichtig, dass an dem neuen Flughafen ein reibungsloser Flugverkehr gewährleistet wird.

"Ein Chaos wie London-Heathrow darf sich in Berlin nicht wiederholen", sagte ein hochrangiger Lufthansa-Manager am Rande der Hauptversammlung in Frankfurt. In London war es im Jahr 2008 nach Eröffnung des fünften Terminals zu etlichen Flugausfällen und Gepäckchaos gekommen. Zu möglichen Schäden, Regressansprüchen und Alternativplanungen in Berlin wollte sich das Unternehmen noch nicht äußern.

Die Inbetriebnahme von BER wird bereits zum zweiten Mal verschoben. Im Juni 2010 war der Termin November 2011 gekippt und auf den 3. Juni 2012 verlegt worden. Hauptgrund war damals eine Umplanung für zusätzliche Pavillons, die für neue Sicherheitsschleusen errichtet werden mussten. Die erneute Verzögerung wird laut "Tagesspiegel" pro Monat Kosten in Höhe von 15 Millionen Euro verursachen.

joe/tib/mai/DPA/AFP DPA

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