
Nur wenige Länder nehmen die Trinkgeldkultur so ernst wie die USA. Wie Politikwissenschaftlerin Holona Ochs von der Lehigh Universität in Pennsylvania der "Tagesschau" erklärt, sehen die Beschäftigten das Trinkgeld nicht als Belohnung für guten Service, sondern als Ausdruck des Charakters des Kunden. Viele Servicemitarbeiter sind auf das zusätzliche Geld angewiesen, denn in großen Teilen der USA gilt für sie ein niedrigerer Mindestlohn als für andere Beschäftigte. Allerdings sind die Beträge, die von den Kunden gefordert bzw. erwartet werden mit der Inflation exponentiell gestiegen. Inzwischen sind es 20 bis 25 Prozent, die auf die Rechnung geschlagen werden. Hinzu kommt das Problem, dass immer mehr Einzelhändler, von Tankstellen bis Starbucks, beim Bezahlen mit Karte eine optionale Servicegebühr auf den einfachen Schalterverkauf erheben. Mittlerweile kann "so ziemlich alles – mit oder ohne Service – extra kosten", schreibt die BBC. In den USA spricht man deshalb von "Tipflation". Als Urlauber sollte muss man sich in solchen Fällen – wenn man ein Wasser kauft oder einen Coffee to go bestellt – nicht unbedingt verpflichtet fühlen, Trinkgeld zu zahlen. Anders im Restaurant, in der Bar oder im Diner, wo die Stundenlöhne zum Überleben meist nicht reichen. Dort sollte man mit dem Trinkgeld nicht geizen.
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