Auf den Campingplätzen am Hockenheimring kämpfen seine Fans schon seit Tagen um die besten Plätze, beim Werksbesuch in Sindelfingen musste er unzählige Autogramme schreiben: Vor dem Großen Preis von Deutschland am Sonntag (14.00 Uhr/live bei RTL) zieht der zurückgekehrte Rekordweltmeister Michael Schumacher alle in seinen Bann. Fast wie in früheren Tagen, als Hockenheim ein einziges rotes Schumi-Land war.
"Ich habe jetzt eine silberne Kappe", sagt Schumacher, der nach drei Jahren Pause nicht mehr wie früher für Ferrari fährt, sondern im Silberpfeil von Mercedes sitzt: "Aber ich glaube, dass bei den Fans auch schon noch einige meiner alten roten Kappen dabei sein werden." Und schließlich haben seine Anhänger auch noch zwei weitere Jahre Zeit zum Farbwechsel, denn allen Spekulationen um ein vorzeitiges Ende seines Comebacks erteilt Schumacher eine klare Absage. Er werde wie geplant die kompletten drei Jahre fahren, sagt der 41-Jährige: "Da gibt es nichts hinzuzufügen."
Natürlich sei er nicht zufrieden mit den Ergebnissen, die er seit seiner Rückkehr in die Königsklasse erreicht hat, gibt Schumacher ehrlich zu. Erst 36 Punkte, 54 weniger als Teamkollege Nico Rosberg, Platz neun in der WM-Wertung und als beste Resultate zwei vierte Plätze - das ist nicht das, was seine Fans von einem siebenmaligen Weltmeister erwartet und erhofft hatten.
WM-Titel 2011 ist Schumachers Ziel
Er selbst habe nicht erwartet, nach drei Jahren Pause zurückzukommen und alles in Grund und Boden zu fahren, erklärt Schumacher. Wie lange es dauern würde, bis er wieder ganz vorne mitmischen könne, "darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht". Die Tatsache, dass im Gegensatz zu früheren Zeiten während der Saison keine Testfahrten erlaubt sind, machte ihm die Eingewöhnung zusätzlich schwerer.
Da zudem auch sein Silberpfeil nicht so schnell ist, wie vom Team um Mercedes-Sportchef Norbert Haug und "Superhirn" Ross Brawn erhofft, freut sich der 91-malige GP-Sieger, der vier dieser Erfolge in Hockenheim feierte (1995, 2002, 2004 und 2006), schon über kleine Fortschritte, die von außen nicht erkennbar sind. "Aber ich sehe diese Schritte vorwärts, für mich sich die Fortschritte offensichtlich", sagt Schumacher, der den Traum von seinem achten WM-Titel 2011 verwirklichen will.
Da auch Teamkollege Rosberg (90 Punkte) schon deutlichen Rückstand auf die WM-Spitze mit Lewis Hamilton (145), Jenson Button (133) und Mark Webber (128) hat, drückt Schumacher in diesem Jahr seinem Freund Sebastian Vettel (121) die Daumen. "Es ist so, dass ich mit mit Seb extrem gut verstehe", sagt er über den 23 Jahre alten Red-Bull-Piloten: "Er hat schon meine Sympathien und auch die besten Aussichten."
Schumacher schreibt Saison noch nicht ab
Den Rest dieser Saison schreibt Schumacher noch nicht ab. "Ich bin immer noch motiviert. Das Fahren an sich und das Kämpfen mit den Kollegen macht mir tierisch viel Spaß und hat bislang ja auch gut funktioniert", sagt er: "Ich bin guter Dinge, dass wir noch in diesem Jahr einige Achtungserfolge einfahren können." Auch gegenüber Rosberg, den er als seinen bislang stärksten Teamkollegen sieht.
Vielleicht sogar schon in Hockenheim, wo die Fans einen zusätzlichen Ansporn bieten: "In Hockenheim herrscht immer eine ganz spezielle Atmosphäre, weil wir Fahrer wissen und auch mitbekommen, dass die Fans an der Strecke campen und teilweise ihren ganzen Jahresurlaub dafür aufbringen. Das wird jetzt wieder so sein, und das kreiert eine ganz besondere Atmosphäre. Das macht Hockenheim so außergewöhnlich."
Das war der Besuch von Schumacher und Rosberg für 3500 Arbeiter im Mercedes-Werk in Sindelfingen auch. Die opferten in praller Sonne ihre Mittagspause, um einmal die Formel-1-Stars hautnah zu erleben. Die beiden Rennfahrer durften dann noch im Designzentrum einen exklusiven Blick auf künftige Mercedes-Modelle werfen und einen echten Crashtest miterleben.