Mit dem bevorstehenden Sturz vom WM-Thron hat sich Michael Schumacher vor dem Ferrari-Heimspiel in Monza abgefunden. „Das ist keine Überraschung mehr, denn es ist nicht über Nacht passiert. So ist der Lauf der Dinge“, sagte der siebenmalige Titelträger am Donnerstag und lächelte dabei sogar. «Michael ist viel zu sehr Realist. Er hat den Titel schon lange abgehakt“, meinte sein Bruder Ralf Schumacher.
Schon vor der Wachablösung kündigte der Noch-Weltmeister die Rückkehr zur alten Stärke in der nächsten Saison an: „Wir werden kämpfen, um wieder an die Spitze zu kommen“, sagte Schumacher. Nach den vielen Spekulationen über seine Zukunftsplanungen mit den Gerüchten über einen Wechsel zu McLaren-Mercedes, gab der 36-Jährige vor dem Großen Preis von Italien am Sonntag (14.00 Uhr/RTL und Premiere) ein klares Bekenntnis für seinen Arbeitgeber ab.
WM-Titel für Alonso zum Greifen nah
„Ich bin Ferrari-Fahrer und darüber bin ich sehr glücklich. Ich werde mich im nächsten Jahr entscheiden, was wird, und dann werden wir sehen. So einfach ist das.“ Sein Bruder kann sich ebenfalls nichts anderes vorstellen. „Es ist eher undenkbar, dass Michael in seiner aktiven Laufbahn noch einmal das Team wechselt.“ Der Schumacher-Vertrag mit der Scuderia läuft im Jahr 2006 aus. Vieles deutet darauf hin, dass ihn der Rekordweltmeister verlängern wird.
Beim fünftletzten Formel-1-Rennen seiner 14. kompletten Formel-1- Saison wird sehr wahrscheinlich seine Ära zu Ende gehen. Nach dem Gewinn von fünf Weltmeister-Titeln in Serie für Ferrari wird Schumacher nach den 306,720 Kilometern im Königlichen Park wohl vom Spanier Fernando Alonso im Renault als Weltmeister abgelöst werden. Der Spanier muss sich nach den 53 Runden auf dem Traditionskurs nahe Mailand nur besser platzieren als Schumacher.
Der Kampf um den Titel ist nach der Pannen-Saison des Seriensiegers der vergangenen Jahre zu einem Duell zwischen Alonso und Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes geworden. Der Renault-Pilot führt klar vor dem Finnen. „Ich mache mir keine Sorgen, noch vor der Ziellinie abgefangen zu werden. 24 Punkte Vorsprung vor den letzten fünf Rennen sind ein gutes Polster“, sagte Alonso selbstbewusst. Rekord-Weltmeister Schumacher hat mit 40 Zählern Rückstand nur noch theoretische WM-Chancen.
“Quick Nick“ wieder fit
Nach seinen beiden Siegen in Ungarn und in der Türkei hofft Räikkönen auf die Fortsetzung seiner Aufholjagd. „Unser Ziel ist es, alle fünf ausstehenden Rennen zu gewinnen. Und wir haben auch das Zeug dazu“, sagt Martin Whitmarsh, der McLaren-Managing-Direktor. Doch Alonso will schon in Monza einen wichtigen Erfolg einfahren, um vielleicht schon beim nächsten Rennen am Sonntag in Spa als jüngster Weltmeister aller Zeiten in die Geschichtsbücher einzugehen. Fleißig geübt hat der 24-Jährige schon: „Monza ist eine meiner Lieblingsstrecken auch auf der Play-Station. Da gewinne ich immer.“
Fit ist auch wieder Nick Heidfeld nach seinem Unfall bei den Testfahrten in Monza in der vergangen Woche. „Ich hatte zwar Kopfschmerzen und konnte nicht schlafen, aber jetzt geht alles wieder problemlos“, sagte er. Ralf Schumacher will die Gunst der Stunde nutzen, seinen Bruder in Monza überholen und Toyota in der Konstrukteurswertung auf Platz drei führen.
Unterdessen gab es im Streit der Formel-1-Funktionäre mit den Automobilherstellern einen kleinen Erfolg. „Zum ersten Mal nach sehr langer Zeit waren wir alle zusammen und das Klima war konstruktiv. Es bedarf sicher noch weiterer Treffen, aber ich bin mir sicher, dass wir eine gute Einigung erzielen werden“, sagte FIA-Präsident Max Mosley nach einem dreistündigen Treffen im Automobilclub. „Mailand - die Stadt des Formel-1-Friedens“, titelte die „Gazzetta dello Sport“.
DPA