Auf dem Circuit Gille Villeneuve fuhr der 23-Jährige in 1:17,886 Minuten zum zweiten Mal in dieser Saison auf Startplatz eins und verwies Robert Kubica im BMW-Sauber und Weltmeister Kimi Räikkönen im Ferrari auf die Plätze zwei und drei. Hinter dem zweimaligen spanischen Champion Fernando Alonso kam Williams-Fahrer Nico Rosberg auf dem fünften Rang.
"Ich fühle mich wohl in dem Auto"
"Es ist fantastisch. Ich fühle mich seit gestern sehr wohl in dem Auto", meinte Hamilton, der im vergangenen Jahr auf der Île Nôtre Dame seinen ersten Grand-Prix-Sieg eingefahren hatte. Sein ärgster Konkurrent Kubica bewies mit dem zweiten Rang, dass ihn sein Horror- Crash in Montréal kalt lässt. "Die erste Startreihe ist ein klasse Ergebnis für Robert und das Team. Dieses Resultat ist unter schwierigen Streckenbedingungen zustande gekommen", stellte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen zufrieden fast.
Sein deutscher Teamkollege Nick Heidfeld zeigte einen kleinen Aufwärtstrend und belegte im BMW-Sauber Position acht. Zwar lag er zum siebten Mal in dieser Saison hinter Kubica, schaffte aber diesmal - anders als vor zwei Wochen in Monaco - wieder den Sprung in das Finale der schnellsten Zehn.
Für die anderen deutschen Fahrer reichte es nicht für den Schlussdurchgang. Toyota-Pilot Timo Glock, der vor vier Jahren in Kanada sein Formel-1-Debüt gegeben hatte, verpasste den dritten Abschnitt nur um 0,011 Sekunden und landete auf dem elften Platz. Immerhin lag der Wersauer erstmals in dieser Saison vor seinem italienischen Teamkollegen Jarno Trulli, der 14. wurde. Für Adrian Sutil kam im zweitklassigen Force India wie erwartet als 17. bereits im Auftakt-Abschnitt das Aus.
Noch schlechter erging es Sebastian Vettel: Für ihn war die Qualifikation beendet, ehe sie begann. Bei einem Unfall im Abschlusstraining am Vormittag war sein Auto so stark beschädigt worden, dass es nicht mehr rechtzeitig zu Beginn der Qualifikation repariert werden konnte. Ein Ersatzwagen ist seit dieser Saison laut Reglement verboten. Vettel startet am Sonntag (19.00 Uhr MESZ/RTL und Premiere) mit einem neuen Chassis vom Ende des Feldes ins Rennen.
Ferrari unter Druck
Nach dem verpassten Sieg in Monaco ist Ferrari vor dem siebten von 18 Saisonrennen unter Druck. Doch den ersten Konter konnten sie mit Räikkönen auf Platz drei und Felipe Massa als Sechsten nicht setzen. Monte-Carlo-Gewinner Hamilton führt in der Fahrerwertung mit 38 Punkten vor Räikkönen (35), Massa (34) und Kubica (32). Heidfeld (20) ist als WM-Fünfter bester Deutscher. Bei den Teams ist Ferrari mit 69 Punkten vor den Silberpfeilen (53) und BMW-Sauber (52).
Hinter den Kulissen eskaliert indes der Machtkampf zwischen der Formel 1 und dem Automobil-Weltverband nach der Bestätigung von Max Mosley als FIA-Präsident. In einer Sitzung mit den zehn Teamchefs brachte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone die Loslösung der Formel 1 von der FIA ins Gespräch. Der 77-jährige Brite sieht seinen "Zirkus" durch die Videosex-Affäre von Mosley beschädigt und hatte ihn wiederholt zum Rücktritt aufgefordert.