1. Bundesliga Die Top-Ten der fleißigsten Spieler

Die Stars der Liga stehen im Scheinwerferlicht. Der Fokus ist meist auf die Riberys, Pizarros und Götzes der Liga gerichtet. Vergessen werden oft die Wasserträger, die Arbeitsbienen, die eine jede Mannschaft braucht. Es wird höchste Zeit den Dauerläufern die Ehre zu erweisen, die ihnen gebürt. Wir küren die zehn größten Arbeitsbienen der Bundesliga.

In den meisten Zusammenschnitten eines Fußballspiels werden nur die Torszenen gezeigt. Dabei steht meist nur der Torschütze und der direkte Vorlagengeber im Mittelpunkt. Welcher Spieler für das Team 90 Minuten lang geackert, Lücken gestopft und Räume zugelaufen und sich dabei in jeden Zweikampf geworfen hat, das wird oft vergessen. Wir haben uns nach den Spielern hinter den Stars umgeschaut.

Maximal 200 Fleiß-Punkte

Dabei haben wir die Top-Ten der Arbeitsbienen nach folgenden Kriterien erstellt. Aus den letzten drei Spieltagen haben wir die 100 laufstärksten Spieler herausgesucht (Quelle der Daten: bundesliga.de). Dabei erhielt der Spieler, der im Schnitt der drei Spiele die meisten Kilometer hinter sich gelegt hatte, 100 Punkte, der zweite 99 usw. Dazu haben wir die Zweikampfstärke dieser 100 Spieler hinzugezogen (Quelle der Daten: bild.de) und dem besten Spieler ebenfalls 100 Punkte, dem schlechtesten Zweikämpfer nur einen Punkt verliehen. Aus der Summe dieser Punkteverteilung setzt sich die Rangliste zusammen.

Die Top-Ten der Arbeitsbienen

10. William Kvist (VfB Stuttgart) 153 Punkte

Der fleißige Däne im Stuttgarter Mittelfeld absolvierte alle sechs Ligaspiele über 90 Minuten für den VfB. Er lief in den letzten drei Spielen im Schnitt 11,06 km pro Spiel (59 Punkte). Dabei präsentierte er sich als exzellenter Zweikämpfer (68,75 Prozent/94 Punkte) im defensiven Mittelfeld. Mit einer Gesamtpunktzahl von 153 verdrängte er Roman Neustädter (152) denkbar knapp aus der Top-Ten. Kvist ist der Dreh- und Angelpunkt im Stuttgarter Mittelfeld. Er hat mit die meisten Ballkontakte und spielt mit die meisten Pässe bei den Schwaben. Der 26-jährige defensive Mittelfeldspieler kam vor der Saison für 3,5 Millionen Euro aus Kopenhagen und dürfte seinen Marktwert bereits gesteigert haben. In der derzeitigen Form ist er beim VfB nicht wegzudenken.

9. Philipp Wollscheid (1. FC Nürnberg) 158 Punkte

Der kometenhafte Aufstieg des Nürnberger Innenverteidigers geht weiter. Schon in der letzten Saison gehörte er zu den Shootingstars der Liga. Wollscheid ist extrem fleißig. Er lief im Schnitt 11,04 km in den letzten drei Spielen (58 Punkte). Dazu schlägt seine überragende Zweikampfstärke zu Buche, er ist mit 80,14 Prozent gewonnener Zweikämpfe (100 Punkte) einer der drei besten Spieler der Liga in dieser Kategorie – und die Nummer eins unter unseren 100 laufstärksten Spielern. Der 22-jährige Verteidiger köpfte bereits ein Tor in dieser Saison und beschränkt sich nicht nur auf die reine Manndeckung. Er arbeitet viel, ist in der Luft wie am Boden im Kampf um den Ball zuverlässig und sollte schon bald Angebote von größeren Clubs bekommen.

8. Florian Dick (1. FC Kaiserslautern) 159 Punkte

Der Außenverteidiger der Roten Teufel ackert unermüdlich auf seiner rechten Seite. Mit 11,42 km (79 Punkte) gehört er zu den fleißigsten Außenspielern der Liga. Der 26-Jährige ist die Anspielstation im Spielaufbau der Lauterer. Er ist mit 59,09 Prozent gewonnener Zweikämpfe in der Top-20 dieser Kategorie (80 Punkte). Sein Wert für die Mannschaft ist größer als sich viele bisher gedacht haben. Dick war beim 3:1-Sieg der Laurer gegen Mainz nicht der laufstärkste Spieler, in der Summer der letzten drei Spiele ist er aber der fleißigste Dauerläufer vom Betzenberg.

7. Aaron Hunt (Werder Bremen) 159 Punkte

Das Aaron Hunt in dieser Top-Ten auftaucht, ist für viele sicherlich eine Überraschung. Seine enttäuschende letzte Spielzeit hängt dem Bremer Mittelfeldspieler noch nach. Dabei ist Hunt einer der Dauerläufer der Liga. Er lief im Schnitt der letzten drei Spiele 12,27 km (96 Punkte). Er gehört zu den Spielern mit den meisten schnellen Läufen und Sprints (Quelle ebenfalls bundesliga.de). Der linke Mittelfeldspieler ist mit 54,36 Prozent (63 Punkte) auch noch überraschend zweikampfstark für die Position, die er bekleidet. Da Hunt laufstärker als der punktgleiche Florian Dick ist, haben wir ihm den Vorzug gegeben. Durch seinen Fleiß kämpfte sich Hunt in die Bremer Startelf und vielleicht bekämpft er damit demnächst auch erfolgreich seinen schlechten Ruf bei den Bremer Fans.

6. Philipp Bargfrede (SV Werder Bremen) 160 Punkte

Natürlich ist diese Rangliste eine Momentaufnahme der derzeitigen Form der Spieler mit dem größten Lauf- und Arbeitspotenzial. Die Form von Werder Bremen ist allerdings auch deshalb derzeit so gut, weil Werder ein wahres Dauerläufer-Mittelfeld besitzt. Neben dem erfolgreichen Sturm mit Claudio Pizarro und einer soliden Defensive ist die Leistung von Spielern wie Hunt oder Bargfrede ein Grund, warum Bremen auf Platz zwei der Tabelle steht. Bargfrede spielt in Werders Mittelfeld-Raute auf der defensiven Position und begeisterte durch Laufbereitschaft – 12,01 km im Schnitt (93 Punkte) und Zweikampfstärke (55 Prozent/ 67 Punkte).

5. Zdenek Pospech (FSV Mainz 05) 166 Punkte

Pospech ist der zweite Spieler dieser Liste, der vor der Saison aus Kopenhagen in die Bundesliga wechselte. Kein Wunder also, dass Kopenhagen mit Trainer Stale Solbakken und Kvist sowie Pospech in der letzten Saison das Achtelfinale der Champions League erreichen konnte. Der 32-jährige Routinier Pospech zeigte mit 11,28 km (74 Punkte), dass auch ältere Spiele durchaus laufstark seien können. Er ist zudem ein zweikampfstarker Außenverteidiger (67,95/92 Punkte). Er erhielt nur aufgrund der geringeren Laufleistung das Nachsehen gegenüber Martin Lanig.

4. Martin Lanig (1. FC Köln) 166 Punkte

Martin Lanig ist vielleicht einer der umstrittensten Spieler in dieser Liste. Er ist in Köln nicht unbedingt Stammspieler. Beim Sieg gegen Leverkusen wurde er nur eingewechselt, so dass wir nur den Schnitt der Spieltage 4 und 5 bei ihm berechnen konnten. Er lief 11,39 km (78 Punkte) und präsentierte sich mit 63,25 Prozent gewonnener Zweikämpfe bissig (88 Punkte). Auf der Doppelsechs hat Lanig ernsthafte Konkurrenz. Sascha Riether gehört zu den laufstärksten Spielern (11,78 km), ist aber nicht so zweikampfstarkt wie Lanig (nur 42,50 Prozent). Die offensive Variante heißt Mato Jajalo, doch wenn der Trainer die Zahlen studiert, dann spricht einiges für Lanig.

3. Simon Rolfes (Bayer Leverkusen) 169 Punkte

Michael Ballack hat auch deshalb keinen Stammplatz im Leverkusener Mittelfeld sicher, weil dort Simon Rolfes spielt. Der 29-jährige defensive Mittelfeldspieler ist mit 11,46 km (82 Punkte) einer der Leichtathleten der Liga. Dazu präsentiert er sich ungemein zweikampfstark (63,16 Prozent/ 87 Punkte). Läuferisch liegt er zwar hinter Mittelfeldkollege Lars Bender (11,63 km), doch er gewinnt mehr Duelle um den Ball (Bender nur 53,17). Aufgrund der Tatsache, dass Michael Ballack noch kein Spiel über 90 Minuten absolvieren durfte, sind seine Leistungen schwer zu vergleichen. Ob der 34-jährige Ballack immer noch eine Distanz von fast 14 km, wie einst im Champions League-Finale seines FC Chelsea 2008 gegen Manchester United abliefern kann, bleibt fraglich. Er wird es sicherlich weiterhin schwer haben an Simon Rolfes vorbei zu kommen.

2. Timmy Simons (1. FC Nürnberg) 175 Punkte

Vielleicht fehlt es Nürnberg an Qualität im technischen Bereich, an filigranen Einzelkönnern a la Robben oder Raul. Dafür hat der Club neben Wollscheid einen weiteren fleißigen Arbeiter in dieser Top-Ten. Simons Platzierung ist unangefochten. Der 34-Jährige Belgier scheint sich im Gegensatz zum gleichaltrigen Ballack auf dem Zenit seiner Schaffenskraft zu sein. Simons läuft 11,80 km im Schnitt (91 Punkte) und gewinnt 61,22 Prozent seiner Zweikämpfe (84 Punkte). Der 2010 ablösefrei vom PSV Eindhoven verpflichtete 86-fache Nationalspieler ist ein Glücksgriff für den Club. Dass er in dieser Saison zu seiner Leistung als Arbeiter für das Team auch noch zwei Treffer erzielen konnte, macht ihn nur umso wertvoller.

1. Clemens Fritz (SV Werder Bremen) 190 Punkte

Seit Sokratis als Rechtsverteidiger agiert, ist der neue Kapitän der Bremer im rechten Mittelfeld zu Hause. Fritz war früher einmal Stürmer und scheint sich im Mittelfeld sichtlich wohl zu fühlen. Der Ex-Nationalspieler läuft grandiose 12,17 km pro Spiel und gewinnt 69,90 Prozent seiner Zweikampfduelle (jeweils 95 Punkte). Der 30-jährige könnte sich durch die starken Leistungen bei Bremen durchaus wieder ins Notizbuch von Jogi Löw spielen. Allerdings wird er es dort im exzellent besetzten Mittelfeld schwer haben, auf der Problemstelle rechter Außenverteidiger könnte man einen so fleißigen Mann allerdings gebrauchen. Vorerst muss sich Clemens Fritz aber mit dem Titel "Arbeitsbiene der Bundesliga“ begnügen.

Fazit

Es gibt sicherlich auch Stürmer, die eine hohe Laufleistung zeigen (z.B. Srdjan Lakic: 11,54 km), in der Regel sind die Dauerläufer aber im Mittelfeld oder auf den Außenpositionen der Abwehr zu finden. Der laufstärkste Spieler unserer Tabelle ist Julian Schuster vom SC Freiburg (12,76 km), er schaffte es aber wegen mäßiger Zweikampfwerte nur auf Gesamtplatz 12. Der beste Spieler von Bayern München unter diesen Gesichtspunkten ist Bastian Schweinsteiger (11,36 km/ 52,78 Prozent der Zweikämpfe gewonnen), der bei uns auf Platz 23 des Rankings landete.

Sicherlich werden die Torjägerqualitäten, Technik und Passspiel weiterhin die maßgeblichen Eigenschaften bei der Bemessung eines Fußballers bleiben. Doch auf lauf- und kampfstarke Spieler zu setzen, bietet gerade für die Underdogs der Liga eine Möglichkeit, die Qualitätslücken zu den großen Teams kleiner zu gestalten. Aber auch die Trainer der großen Clubs nutzen die statischen Daten und setzen mehr und mehr auf Laufstärke, gerade auf strategisch wichtigen Positionen im defensiven Mittelfeld. Das Beispiel Michael Ballack könnte ein Anhaltspunkt dazu sein.

Michel Massing

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