1. Bundesliga Fünf Fragen an den 25. Bundesliga-Spieltag

Bei vielen Medienvertretern geht vor dem 25. Spieltag die Angst um. Sollte der FC Bayern erneut verlieren, drohen möglicherweise juristische Nachspiele. Die Bundesliga-Vorschau beschäftigt sich zudem mit der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Hässlichkeit und langen Sperren sowie dem Labbadia-Effekt.

Der 25. Spieltag der Bundesliga steht an und wieder gibt es viele interessante Fragen, die es sich zu stellen lohnt. Dabei beschäftigt sich die Bundesliga-Vorschau mit der Kongruenz zwischen einer Sperre von mehreren Wochen und einer optischen Benachteiligung.

Dazu stellt sich die Frage, ob der Labbadia-Effekt nur ein Ammenmärchen ist, dem bald ein Bundesligatrainer zum Opfer fällt und warum bei einer Niederlage des FC Bayer eine landesweite Razzia zu befürchten ist. Zudem wird der David-Effekt auf den Prüfstand gestellt.

Hässlich und schnell gleich Platzverweis?

Gerüchten zufolge hat der HSV die Woche über genutzt, um seine Spieler in diversen Schönheitsfarmen für das kommende Spiel gegen den FC Schalke 04 aufzupeppen. Denn die lange Sperre für Paolo Guerrero, der nach einer rüden Attacke gegen Keeper Sven Ulreich des Platzes verwiesen wurde, resultierte aus dessen – scheinbar – grenzwertiger optischer Erscheinung.

"Vielleicht muss man friedlicher und lieber aussehen, um eine geringere Strafe zu bekommen“, erklärte Thorsten Fink bei derwesten.de und verwies auf die Narben im Gesicht seines Spielers. Gegen den FC Schalke sollen die Spieler also hübsch aussehen, um so vielleicht die eine oder andere Gefälligkeit des Unparteiischen abgreifen zu können.

Zudem, so meldeten Spione aus der Hansestadt, wurde ein weiterer Trainingsschwerpunkt darauf gelegt, das Tempo der Akteure auf ein Maximum von 30 km/h zu drosseln. Denn Guerrero erreichte laut der Bild bei seinem Foul eine Spitzengeschwindigkeit von 31,28 Kilometern pro Stunde auf den 56 Metern Strecke und konnte so nicht mehr rechtzeitig abbremsen.

Großrazzia bei Bayern-Niederlage?

Zugegeben, der FC Bayern gibt in den letzten Wochen ein dankbares Ziel für Hohn und Spott ab. Doch damit können Spieler und Verantwortliche im Normalfall gut umgehen, wissen sie doch um ihre Vormachtstellung, zumindest in der Bundesliga, und die prall gefüllten Konten, die auch schlechte Jahre gut überstehen lassen.

Nun ist der Rückstand auf den BVB auf sieben Punkte angewachsen und erste Boulevardmedien berichteten schon über eine mögliche Ablösung des Cheftrainers Jupp Heynckes. Auch der Nachfolge-Kandidat ist mit Lucien Favre bereits gefunden. Nach den Schlagzeilen um den egoistischen Arjen Robben waren diese Meldungen alles andere als Bepanthen für die rote Gesichtsfarbe des Präsidenten Uli Hoeneß und die weiteren Verantwortlichen.

"Die Verantwortlichen des FC Bayern München verurteilen diese ungeheuerlichen Medien-Spekulationen, die auf keinerlei Fakten basieren, aufs Schärfste. Wir verwahren uns gegen diese Art von 'Gerüchte-Journalismus', werden dies künftig juristisch überprüfen und auch dagegen vorgehen. Der FC Bayern München hat vollstes Vertrauen in Jupp Heynckes und seine Arbeit", hieß es in einer Pressemitteilung.

Nun mag man in der Medienwelt darauf hoffen, dass die Bayern am Wochenende gegen die TSG Hoffenheim mit Ex-Bayer Markus Babbel drei Punkte holen. Denn sollte der Rekordmeister verlieren, gäbe es sicherlich negative Presse und vielleicht wäre der eine oder andere Journalist versucht, eine Spekulation der gefährlichen Sorte in einen Artikel unterzubringen …

Gibt es ihn wirklich? Den Labbadia-Effekt?

Der Labbadia-Effekt ist mittlerweile ein geflügeltes Wort und bedeutet, eine Mannschaft hat einen guten Start, um dann - wie einst Norbert Meier beim Anblick von Albert Streit - reflexartig zusammenzubrechen. So beschrieben wir es auch am 19. Spieltag, als der VfB nur sechs Punkte aus den vergangenen neun Spielen geholt hatte und damit eine desaströse Bilanz aufwies.

Am 23. Spieltag wiederholte Kollege Krämer die Frage nach diesem zuvor in Hamburg und auch Leverkusen aufgetretenen Effekts, der sich langsam ins Schwabenland zu schieben schien. Allerdings schaffte es der VfB, aus den letzten vier Spielen stolze neun Punkte zu holen, brachte es dabei auf ein Torverhältnis von 15:5.

Der Rückstand auf Platz sechs konnte auf vier Punkte reduziert werden und als kommender Gegner wartet der 1. FC Kaiserslautern. Eine gleich doppelt interessante Paarung. Denn mit dem Labbadia-Effekt könnte sich gleich auch Trainer Marco Kurz aus der Liga verabschieden. Denn bei einer Niederlage gegen Stuttgart ist es vielleicht vorbei, mit der Teufelsanbetung.

Stolpert Marco Kurz über den ausbleibenden Labbadia-Effekt?

Denn wenn der Labbadia-Effekt ausbleibt, dann wird es für den Trainerkollegen immer schwieriger jeden Monat den Gehaltsscheck zu bekommen. Seit 14 Spielen konnten die Roten Teufel keinen Sieg in der Bundesliga einfahren, holten dabei magere acht Punkte bei erst drei Saisonsiegen.

So recht will man sich in der Pfalz nicht entscheiden, wie es denn bei einer Niederlage weitergehen soll. Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz sagte jedoch auch: "Wir wissen alle, dass das ein Tagesgeschäft ist.“ Keine guten Vorzeichen für Kurz, der aus Stuttgart kommt und – bescheiden, wie die Schwaben sind – seine Person ungern in den Mittelpunkt stellt.

Im schlimmsten Falle würde sich in die lange Reihe der Trainer einreihen, denen dieses Schicksal seit 1963 in regelmäßigen Abständen geblüht hat. Herbert Widmayer ist dabei sozusagen der Pionier, denn der gebürtige Kieler musste als Cheftrainer des 1. FC Nürnberg am 30. Oktober 1963 seinen Hut nehmen. Amüsanterweise verlor er damals ausgerechnet beim 1. FC Kaiserslautern.

Gibt es einen David-Effekt?

Selbst die Fans des FC Bayern, die an jedem Spieltag möglicherweise eine Kerze anzünden und still den Wunsch nach einer Niederlage des BVB in den Himmel schicken, werden sich dieses Unterfangen am kommenden Spieltag wohl sparen. Denn der BVB reist nach Augsburg und mehr davideske Züge kann ein Gegner im direkten Vergleich wohl kaum annehmen, wie es der Aufsteiger schon im Hinspiel zeigte.

Das klare 4:0, bei dem Gibril Sankoh und Hajime Hasogai eine derartig unglückliche Figur abgaben, dass sie in der sportal.de-Einzelkritik jeweils mit einer glatten Sechs bedacht wurden, war auch gleichzeitig der Startschuss für eine beeindruckende Serie des amtierenden Meisters. Es war der zweite Sieg in Folge für den BVB, der damit auf Platz vier kletterte. Seitdem kassierte die Elf von Trainer Jürgen Klopp keine einzige Niederlage, gewann zudem die letzten acht Ligaspiele.

Aber jede Serie findet irgendwann ihr Ende. Und selbst der kleine David schlug sich vor langer Zeit – Achtung Floskel – mehr als gut gegen den übermächtig anmutenden Goliath. Wenn es Honig regnet, muss man auch mal den Löffel aus dem Fenster halten und eine Überraschung kann nicht kategorisch ausgeschlossen werden. Und vielleicht hat ja doch ein einzelner Bayern-Fan eine Kerze angezündet. Denn zu viele Kerzen verderben den Brei und verhinderten bisher den David-Effekt.

Gunnar Beuth

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