Ist der Bildungserfolg eines Kindes angeboren oder durch das soziale Umfeld konditioniert? Über diese Frage lässt sich streiten. Unbestreitbar aber ist, dass die Unfähigkeit, einen Vorsprung über die Zeit zu retten, bei 1899 Hoffenheim in den Genen liegt. Denn auch der Trainerwechsel von Holger Stanislawski zu Markus Babbel konnte nicht verhindern, dass sich das Verschleudern von guten Ausgangssituationen im Nordbadischen fortsetzt.
Mehr noch: In beiden Spielen seiner bisherigen Amtszeit verschenkte Babbels Hoffenheim eine 1:0-Führung. So hundertprozentig war die Quote selbst bei Stani nicht. Nikolce Noveskis Eigentor hatte nach neun Minuten seinen Keeper Christian Wetklo auf dem falschen Fuß erwischt, aber Mohamed Zidan setzte seine Torserie nach einer knappen halben Stunde mit dem Ausgleichstreffer fort.
Markus Babbel bot genau die gleiche Startelf auf wie in Bremen - also mit Ryan Babel und Sejad Salihovic auf der Bank. Isaac Vorsah wurde nach seiner Rückkehr vom Afrikacup noch nicht wieder eingesetzt. Thomas Tuchel musste den gesperrten Nico Bungert und den gesperrten Zdenek Pospech ersetzen und tat das durch die Hereinnahme von Jan Kirchhoff und Julian Baumgartlinger - wobei Marco Caligiuri nach rechts hinten auf Pospechs Position rückte und Baumgartlinger dafür im Mittelfeld spielte. Dort konnte erstmals in diesem Jahr Andreas Ivanschitz wieder auflaufen, Eric-Maxim Choupo-Moting musste zunächst auf die Bank.
Fast ein neuer Minusrekord
Ein gutes Fußballspiel bekamen die erneut nur 24.300 Zuschauer, die den gerade erst vor zwei Wochen aufgestellten Minusrekord in der Hoffenheimer Bundesligageschichte fast schon wieder unterboten hätten, nicht zu sehen. Hoffenheim agierte viel zu passiv, Markus Babbel schien defensive Stabilität als Priorität ausgegeben zu haben. Mainz, seinerseits nicht mit der offensivsten Grundordnung angereist, wurde dadurch mutiger.
Dabei waren die Gastgeber früh in Führung gegangen. Roberto Firminos Traumpass fand Boris Vukcevic auf dem rechten Flügel, dessen Hereingabe war dann schon gar nicht mehr so traumhaft, denn sie landete in den Füßen von Noveski. Wie der Unterschenkel unwillkürlich nach vorne zuckt, wenn der Arzt mit dem silbernen Hammer kommt, so konnte auch Noveskis Fuß der Versuchung nicht widerstehen, nach dem nahenden Ball zu treten.
Damit hatte Wetklo indes nicht gerechnet und war schon auf dem Weg nach vorne, so dass er inmitten einer hilflosen Halbparade nur zusehen konnte, wie der Ball zwischen kurzem Pfosten und ihm selbst über die Torlinie rollte. Ohne großes eigenes Zutun befand sich Hoffenheim bei Babbels Heimpremiere auf der Siegerstraße, nahm aber leider schon bald die falsche Abzweigung und bog auf die Schotterpiste Richtung Punkteteilung ein.
Zidans Tor, und das wars
Denn nach einer knappen halben Stunde bediente Ivanschitz auf der linken Seite Radoslav Zabavnik. Der gab den Ball vors Tor, ins von Marvin Compper, Andreas Beck und Sebastian Rudy gebildete Bermudadreieck, in dessen Mitte sich Zidan angeboten hatte. Der ist im Moment nicht in einer Verfassung, in der er Anspiele zehn Meter vor dem Tor mit Dank zurückpassen würde. Stattdessen vollstreckte er eiskalt zum 1:1-Ausgleich.
Damit wissen Sie alles, was Sie wissen müssen, wenn Sie morgen auf dem Wochenmarkt auf dieses Spiel angesprochen werden. Um Punkte beim Käsemann zu sammeln, könnten Sie höchstens noch schmunzelnd auf Edson Braafheid eingehen, der fünf Minuten vor Schluss eine Hereingabe des eingewechselten Yunus Malli fast ins eigene Netz gelenkt hätte. Oder Sie könnten am Fischwagen mit dem Hinweis glänzen, dass Roberto Firmino nicht nur in der 72. Minute dieses Spiels frei vor Wetklo gescheitert war, sondern ja schon vor einer Woche in ähnlich guter Position in Bremen versagt hatte.
Und wenn das niemanden interessiert, dann können Sie einfach noch mal die Spiele aufzählen, in denen Hoffenheim seit November eine Führung nicht nach Hause gebracht hat. Es waren sechs.