Ungewöhnliche Vorgänge erfordern ungewöhnliche Maßnahmen nach diesem Motto verfuhr Bundestrainer Joachim Löw, der Innenverteidiger Per Mertesacker trotz Vorbereitung auf das EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich für 24 Stunden beurlaubte. Grund: Mertesacker wollte mit dem FC Arsenal in London über seinen Wechsel verhandeln.
"Er hat mich informiert, dass da ein Angebot vorliegt", berichtete Löw. "Ich erwarte, dass er heute Abend wieder da ist." Das Entgegenkommen des Coaches drei Tage vor dem Match in Gelsenkirchen dürfte sich der 26 Jahre alte Verteidiger durch seine Verdienste in bisher 75 Einsätzen für die DFB-Auswahl verdient haben.
Auch Arsenal und Werder bestätigten Verhandlungen, wollten sich aber nicht zu Details äußern. "Wir befinden uns in Gesprächen", sagte Werder-Mediendirektor Tino Polster. Mertesacker ist nach Polsters Angaben derzeit in London. Eile ist notwendig, denn am Mittwoch endet die Transferfrist. Arsenal gab indes Verteidiger Armand Traore an Aufsteiger Queens Park Rangers ab.
Zehn Millionen aufgerufen?
Mertesacker muss in London noch eine medizinische Untersuchung absolvieren, bevor der Wechsel perfekt gemacht werden kann. Der Vertrag des 26 Jahre alte Abwehrspielers in Bremen gilt noch bis 2012, doch Werder kann nur bei einem vorherigen Wechsel eine Ablöse kassieren.
Geht der spektakuläre Transfer wie erwartet über die Bühne, würde Werder erneut viel Geld einnehmen, aber sein Team schwächen. Geschätzte zehn Millionen Euro dürfte der klamme Bundesligist für den kaum mehr erwarteten Wechsel des Kapitäns kassieren.
Arsenal reagierte mit dem Mertesacker-Angebot auch auf die peinliche 2:8-Klatsche gegen Manchester United. Geld in der Kasse hat der Verein aus London vor allem durch die Verkäufe von Cesc Fabregas zum FC Barcelona und von Samir Nasri zu Manchester City. Mertesacker wurde in den letzten Jahren immer wieder mit den Gunners in Verbindung gebracht.
Einsatz gegen Österreich fraglich
In der Nationalmannschaft hatte Mertesacker wegen Fersen-Problemen zuletzt pausiert und die Saison-Vorbereitung bei Werder fast komplett verpasst. Pünktlich zum Start der neuen Spielzeit war Verteidiger jedoch fit, überzeugte in den bisherigen Einsätzen und lief als neuer Kapitän auf.
Ob Mertesacker gegen Österreich spielt, ließ Löw noch offen. "Per hat bei der Nationalmannschaft immer seine Leistung gebracht", sagte der Bundestrainer: "Aber auch in der Innenverteidigung ist die Situation entstanden, dass junge Spieler nachkommen."