Fußball-Idol Rudi Völler hat sieben Monate nach seinem Rücktritt als DFB-Teamchef seine schöpferische Pause endgültig beendet und ist voller Tatendrang an seine langjährige Wirkungsstätte zurückgekehrt. Der Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen stellte den 44 Jahre alten ehemaligen Profi, Interimstrainer und Sportdirektor als neuen "Sportchef" vor. Völler unterschrieb einen Vertrag bis 2007 und soll von sofort an das Vakuum füllen, das der einflussreiche Manager Reiner Calmund nach seinem Abgang im Vorjahr hinterlassen hatte.
"Ich habe das Gefühl, dass ich nie richtig weg war. Hier hatte ich meine Heimat", sagte Völler vor mehr als 50 Medienvertretern. Aus seinen großen Zielen macht er keinen Hehl. "Ich möchte mal mit Leverkusen Meister werden. Allerdings wird es in diesem Jahr wegen des Rückstands wohl schwer. Aber in Zukunft wollen wir einen großen Titel holen", meinte der Ex-Profi, der mit einer größeren Machtfülle ausgestattet wurde als zu seiner Zeit als Sportdirektor. So sind ihm jetzt sowohl Trainer Klaus Augenthaler als auch der Sportliche Leiter Michael Reschke unterstellt.
"Ich freue mich, mit einem Fachmann wie Völler, der auch international großes Ansehen genießt, wieder zusammenarbeiten zu können. Der Kontakt war nie unterbrochen. Er hatte ja auch immer noch einen Schreibtisch bei uns", sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Auch der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, begrüßte das Bundesliga-Comeback der Weltmeisters von 1990, der seine Funktion als WM-Botschafter 2006 weiter ausübt. "Völler gehört zum deutschen Fußball wie die Wurst zum Schinken. Wir brauchen ihn. Es ist schön, dass er wieder in Leverkusen zu Hause ist", sagte Zwanziger bei einem WM-Technologieforum in Hamburg.
Imagegewinn durch Sympathieträger Völler
Völler kennt den rheinischen Club aus dem "Effeff". Von 1994 bis 1996 stürmte er noch selbst im Bayer-Trikot, trat danach seine Lehrzeit bei Calmund im Management an und leitete die sportlichen Geschicke des Vereins auch kurzzeitig als Interimstrainer. Als der DFB im Juli 2000 nach dem blamablen EM-Aus bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger von Erich Ribbeck in Verlegenheit war, sprang Völler als Teamchef ein. Zwei Jahre später führte er die DFB-Elf in Japan und Südkorea zur Vize-Weltmeisterschaft, ehe er am 24. Juni 2004 bei der EM in Portugal von seinem Amt zurücktrat.
Auf der Beliebtheitsskala der Fans rangiert "Rudi Nazionale" nach wie vor ganz weit oben. Das dürfte ihm die Arbeit in Leverkusen sehr erleichtern. Völler soll den vor allem in Finanzfragen versierten Holzhäuser, der nach dem Ausscheiden von Sportdirektor Jürgen Kohler, Manager Ilja Kaenzig und Calmund praktisch auf sich allein gestellt war, in allen wichtigen Belangen der Profi-Mannschaft unterstützen. Mit seiner internationalen Reputation kann Völler, dessen Engagement im vorigen Sommer als Trainer von AS Rom nach kurzer Zeit scheiterte, vor allem bei Spielertransfers sehr nützlich sein. Darüber hinaus soll er dem Club auch in der Öffentlichkeit wieder mehr Profil und Anerkennung verleihen.