Bayern München Millionentruppe ohne Scharfschützen

Die Bayern versinken im Mittelmaß: Nach der mauen Nullnummer gegen den 1. FC Köln hat die Truppe von Trainer Louis van Gaal schon acht Punkte Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen. Kommt Luca Toni bald zurück?

Der Millionen-Sturm des FC Bayern trifft das Tor nicht mehr - und ohne Tore wird es am Ende wieder ein titelloses Jahr. "Noch sind wir sehr früh in der Saison und es ist noch alles möglich, aber der Rückstand ist schon gewaltig und es wird immer schwieriger", mahnte Münchens Kapitän Philipp Lahm nach der Nullnummer gegen den 1. FC Köln. Ausgerechnet der Ex-Münchner Lukas Podolski und seine Geißbock-Elf bescherten dem Fußball-Rekordmeister mit dem 0:0 schon vor dem Mannschaftsbesuch des Oktoberfestes am Sonntag einen Kater. "Man muss in einem Heimspiel ein Tor machen. Es ist einfach - in Bayern würde man sagen - zum Kotzen", ärgerte sich Bastian Schweinsteiger. Dreimal in Folge blieb der im Liga-Mittelfeld mit acht Punkten Rückstand auf die Spitze stagnierende FC Bayern damit ohne eigenes Tor.

0:1 in Hamburg, 0:0 gegen Juventus Turin, 0:0 gegen Köln: Das Münchner Spiel hat in der Spitze derzeit keine Durchschlagskraft; oder haben Mario Gomez & Co. das Toreschießen verlernt? "Die Aggressivität im 16-Meter-Raum fehlte, wir haben nicht so viele hundertprozentige Chancen kreiert", analysierte Bayern-Trainer Louis van Gaal. Dennoch begab er sich in neuer Tracht ("Ich habe einen Körper wie ein Gott. Die Lederhose passt mir und ich habe auch einen Bauch") auf die Wiesn.

Wie beim 1:2 im Vorjahr ließen die Münchner gegen Köln Punkte liegen, "die einem am Schluss fehlen", so Andreas Ottl. Van Gaal hat noch keine Sorge. "Ich denke nicht, dass die Preise jetzt verteilt werden, sondern immer im April oder Mai", sagte der Niederländer. Der Anhang hat dagegen Angst, dass es wieder ein Jahr ohne Trophäenfeiern am Marienplatz gibt. Denn zwölf Punkte nach acht Spieltagen lautete auch unter Jürgen Klinsmann im Vorjahr die magere Bilanz.

Ernüchternd am Auftritt der Münchner war vor allem, dass ohne den am Knie operierten Arjen Robben und ohne den zur Pause wegen Knie-Schmerzen ausgetauschten Franck Ribéry gegen den nur aufs Verteidigen beschränkten Gast Mittel und Ideen fehlten. Die Statistiker zählten 16:4 Torschüsse, 9:0 Ecken, 29:3 Flanken und 65 zu 35 Prozent Ballbesitz. Die Fans vermissten schlicht und einfach Tore, was sie mit Pfiffen quittierten. "Wir haben sehr gut kontrolliert gespielt, aber das sieht das Publikum nicht. Sie wollen Tore haben und sie haben recht", räumte van Gaal ein.

Tore bringen derzeit weder der seit März auf einen Liga-Treffer wartende Miroslav Klose noch der verunsicherte Gomez zustande. "Wenn wir hinten Tore bekommen, ist nicht nur die Abwehr schuld und bei den Stürmern ist es nicht anders", sagte Gomez. Und auf der Gegenseite strahlte auch Podolski keine Torgefahr aus. Schlechte Vorzeichen für Bundestrainer Joachim Löw vor dem entscheidenden WM- Qualifikationsspiel in einer Woche in Russland. "Das sind zwei Paar Stiefel, Liga und Nationalmannschaft. Das hat man letztes Jahr bei mir gesehen", befand Gomez. Ivica Olic war beim Bayern-Remis nur Kurzzeitjoker, Luca Toni nicht mal im Kader - damit dürfte er aber ohne eigenes Zutun gepunktet haben.

Zwei Lattentreffer verbuchten die Münchner, keine wirkliche Torchance die von ihren Fans wie an Karneval gefeierten Kölner. Podolski und die Seinen waren dicke zufrieden. "Klar ist das nicht schön anzusehen. Ich denke, so sieht der Fußball nicht aus, aber für uns geht es um jeden Punkt und um den Abstiegskampf und da gehören solche Punkte dazu", frohlockte der ehemalige Bayern-Profi, der Verständnis für den Frust der Ex-Kollegen hatte. "Wir haben gut gestanden und keine Fehler gemacht. Klar, dass man als Spieler des FC Bayern auch enttäuscht ist." Manager Michael Meier verließ die Arena in anderer Gemütslage. "Der Plan musste sein, die Bayern ihrer Spielfreude zu berauben. Das ist nicht destruktiv, sondern konzentriert", sagte Meier - gegen Nachahmer sollten die Münchner schleunigst Mittel finden.

Christian Kunz und Michael Brehme/DPA

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