Borussia Dortmund Bittgesuch beim FC Bayern

Angesichts eines Schuldenberges in Millionenhöhe ist Borussia Dortmund jede Hilfe recht - auch die von Erzrivale Bayern München. Die Führungsetagen beider Klubs haben jetzt über konkrete Maßnahmen beraten.

Mit einem Bittgesuch beim Erzrivalen Bayern München hat Borussia Dortmund die Suche nach einem Weg aus der Schuldenfalle fortgesetzt. In seiner Not ergriff der wankende Branchenriese die zur Hilfe ausgestreckte Hand des deutschen Rekordmeisters. Bei einem Treffen von Führungskräften der Vereine wurden Möglichkeiten erörtert, welchen Beitrag der deutsche Rekordmeister zur Sanierung der mit rund 98 Millionen Euro verschuldeten Borussia leisten kann. Michael Meier rechtfertigte die Zusammenkunft in einem Düsseldorfer Hotel. "Es wäre fahrlässig, wenn man sich dieses Hilfsangebot nicht angehört hätte. Andernfalls wäre uns falscher Stolz vorgeworfen worden", sagte der BVB-Manager.

Über Gesprächsinhalte vereinbarten die Bayern-Vertreter Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandschef) und Uli Hoeneß (Manager) sowie die BVB-Delegierten Reinhard Rauball (Präsident) und Meier (Manager) Stillschweigen. Wie aus Bayern-Kreisen verlautete, wurden jedoch noch keine konkreten Maßnahmen beschlossen. Laut Medienberichten hatte der Herbstmeister dem BVB bereits im September des vergangenen Jahres unter die Arme gegriffen. Demnach zahlte er einen Nachschlag von 2,5 Millionen Euro für den ursprünglich 9,25 Millionen Euro teuren Transfer von Torsten Frings, der eigentlich erst beim Erreichen der Champions League fällig geworden wäre. "Wir haben bereits in den 80er Jahren geholfen, als sie in Schwierigkeiten waren. Das kann ich mir nun wieder vorstellen", sagte Rummenigge.

Ob es erneut ein Benefizspiel im Westfalenstadion zu Gunsten der Borussia geben wird, ließ der Vorstandschef offen. Denkbar wäre es auch, dem Revierclub kostenfrei Profis aus München zu leihen. Wiederholt hatten die Bayern zuletzt auf die große Bedeutung der Borussia für den deutschen Fußball hingewiesen und dem Revierclub damit in Hinblick auf die Abgabe der Lizenzunterlagen bis zum 15. März den Rücken gestärkt. Manager Hoeneß gab sogar eine Kaufempfehlung für das börsennotierte Fußball-Unternehmen ab: "Wenn ich Privatmann wäre, zehn Jahre jünger und mein Herz nicht so an Bayern hängen würde, hätte ich mit zwei, drei guten Freunden den ganzen Verein gekauft. Das ist eine Wahnsinns-Chance, Borussia Dortmund für den derzeitigen Kurs zu kaufen. Den ganzen Laden."

Harmonie zwischen den Führungsetagen

"Es ist schön, wenn ein Fachmann den wahren Wert der Borussia erkennt", kommentierte Meier den jüngsten medienwirksamen Auftritt des Bayern-Managers. Dessen noch in der vorigen Woche geäußerte Kritik an der riskanten Personalpolitik der Revierclubs aus Gelsenkirchen und Dortmund konnte die gute Stimmung beim Treffen in Düsseldorf nicht trüben. "Die Gespräche haben in einer sehr positiven Atmosphäre stattgefunden. Das beweist das gute Verhältnis zwischen beiden Vereinen", meinte Meier vielsagend.

Einen derart mächtigen Verbündeten können die Borussen gut brauchen. Schon mehren sich in der Bundesliga die Stimmen, die eine gründlichere Überprüfung der Lizenzunterlagen für die kommende Saison fordern. Dabei steht dem BVB ohnehin ein schwerer Gang bevor. Zwar konnten die Dortmunder nach eigenen Angaben ihre Verbindlichkeiten von 118,8 Millionen auf rund 98 Millionen Euro senken, müssen jedoch weiter ums Überleben kämpfen. Nach Medienberichten wird die Halbjahresbilanz im Februar einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe ausweisen.

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Heinz Büse/DPA

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