Nach Ausschreitungen in Mönchengladbach Köln schließt Fan-Club "Boyz" nach Platzsturm aus

Der 1. FC Köln hat auf den Platzsturm seiner Fans nach der Bundesliga-Pleite in Mönchengladbach reagiert und sich vom Fan-Club Boyz getrennt. Dem Verein droht eine empfindliche Strafe.

Nach dem Platzsturm beim Bundesligaspiel am vergangenen Samstag in Mönchengladbach hat der 1. FC Köln eine erste Fan-Gruppe aus seiner AG Fankultur ausgeschlossen. Der Verein trenne sich von dem Fan-Club Boyz. Ermittelte Täter würden sanktioniert und in Regress genommen, teilte der FC am Montag mit.

Der Club will außerdem prüfen, ob gegen alle dem FC bekannten Mitglieder der etwa 40 Personen umfassenden Gruppierung noch vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 am Samstag ein lokales, unbefristetes Stadionverbot ausgesprochen wird. Erwogen wird auch, den Boyz die Dauerkarten für Heim- und Auswärtsspiele zu kündigen und alle FC-Mitglieder, die den Boyz angehören, aus dem 1. Fußball-Club Köln 01/07 e.V. auszuschließen.

Mit Abpfiff des Rhein-Derbys bei Borussia Mönchengladbach (0:1) hatten FC-Fans den Rasen im Borussia-Park gestürmt und zuvor bereits verbotene Pyrotechnik gezündet. Wegen dieser Vorfälle hat der DFB-Kontrollausschuss Ermittlungen aufgenommen. Dem FC droht eine empfindliche Strafe bis hin zu einem sogenannten Geisterspiel.

"Bitterster Tag seit ich hier bin"

Manager Jörg Schmadtke ließ schon wenige Minuten nach dem Schlusspfiff gegen Gladbach wissen, dass der FC - nicht zum ersten Mal - mit harten Strafen rechnen muss: "Die wird schon deutlich werden." Auch die Borussia muss wegen mangelnder Platzaufsicht mit einer Bestrafung rechnen, obwohl die Aktion der rund 25 Vermummten nur aus dem Kölner Block resultierte. "Das ist der bitterste Tag seit ich hier bin", sagte Kölns fassungsloser Trainer Peter Stöger dem "Express".

Empört reagierten auch die Spieler. "Es kann nicht sein, das geht einfach nicht. Das sind keine Fans - die schaden nur dem Verein", verurteilte Kölns Torhüter Timo Horn das Geschehen vor den 54.010 Besuchern im ausverkauften Stadion. Granit Xhaka, der in der Nachspielzeit (90.+1 Minute) mit seinem ersten Kopfballtor im Fohlen-Dress die Partie entschied, sagte, es sei "bitter für den Fußball, dass so etwas passieren kann".

Der Schweizer und seine Mitspieler eilten in die Kabine, als die Vermummten, bekleidet mit weißen Overalls, praktisch mit dem Schlusspfiff ein Fluchttor stürmten und unbegreiflicherweise auf das Feld rennen konnten. Es gab heftige Rangeleien, Fußtritte und Faustschläge. Bei den Ausschreitungen wurden ein Polizist und mehrere Ordner verletzt. Zwei der Krawallmacher wurden nach Angaben eines Polizeisprechers vorübergehend festgenommen, von mehreren anderen FC-Fans hätten die Beamten die Personalien festgestellt. Die Abreise der Anhänger sei ohne Zwischenfälle verlaufen.

Kölns Probleme mit den Hooligans

Es ist nicht das erste Mal, dass Kölner Hooligans dem Verein extrem schaden. Im März 2014 war der damalige Zweitligist wegen ähnlicher Dinge vom DFB-Sportgericht zu einer 50.000-Euro-Strafe und einem für neun Monate zur Bewährung ausgesetzten Zuschauer-Teilausschluss verurteilt worden. Dem FC war seinerzeit vom Sportgericht kein Verschulden zugesprochen worden.

Beim letzten Abstieg der Kölner am 5. Mai 2012 hatte es nach dem 1:4 gegen Bayern München ähnliche Vorkommnisse gegeben. Damals hatte Schiedsrichter Florian Mayer die Partie einige Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit beendet, damit die Profis beider Teams, die vor einer schwarzen Rauchwolke und einem Fan-Mob flüchteten, sicher in die Kabinen kommen konnten.

Die Jagdszenen von Mönchengladbach haben noch ein anderes Kaliber. Xhaka bekannte zwar, nicht unbedingt Angst gehabt zu haben: "Aber man muss natürlich aufpassen." Der Schweizer und seine Kollegen rannten in die Katakomben und kamen erst Minuten später wieder raus, um sich von den Borussia-Anhängern für den Sieg, mit dem die Elf von Lucien Favre ihre Champions-League-Ansprüche untermauerte, feiern zu lassen.

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