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Bundesliga im Check: Hamburger SV Starker Kader mit Problemzonen

Und jährlich grüßt der neue Coach: Diesmal soll Armin Veh das Ruder beim Hamburger SV herumreißen. Der HSV hat einen starken Kader, für den ganz großen Wurf wird es aber wohl wieder nicht reichen.
Von Daniel Barthold

Was ist neu?
Die Hamburger verstärkten sich mit Heiko Westermann, der für 7,5 Millionen Euro vom FC Schalke 04 kam. Ein Topeinkauf: Der Nationalspieler ist ein Allround-Defensivmann, der auch das ein oder andere Tor machen kann. Er wird der zum Teil wackligen Abwehr der Hanseaten gut tun.

Zudem kommt mit Dennis Diekmeier ein weiterer Abwehrspieler. 2,5 Millionen Euro kostete der Mann vom 1. FC Nürnberg. Von Hertha BSC verpflichteten die Hanseaten Keeper Jaroslav Drobny und Mittelfeldmann Gojko Kacar, die in der Abstiegs-Saison der Berliner zu den Stärksten gehörten. Drobny war ablösfrei, Kacar war dem HSV 5,5 Millionen Euro wert. In der Offensive liehen die Hamburger den Schweden Marcus Berg an den PSV Eindhoven aus. Bereits im Laufe der vergangenen Saison war der Wechsel von Jerome Boateng zu Manchester City für 12,5 Millionen Euro perfekt.

Das wichtigste Neue ist aber die sportliche Leitung: Trainer Armin Veh und sein Assistent Michael Oenning sind neben Sportchef Bastian Reinhardt verantwortlich. Der geplante Sportliche Leiter Urs Siegenthaler sagte trotz unterschriebenen Vertrags kurzfristig ab, um weiter beim DFB im Scouting arbeiten zu können.

Was ist gut?
Der HSV gehört zur Ligaspitze: Der Verein hat die finanziellen Möglichkeiten, um gute Spieler zu verpflichten und verfügt über eine erstklassige Nachwuchsarbeit. Stürmer Heung-Min Son ist aus der eigenen Jugend und machte in der Vorbereitung einen sehr guten Eindruck. Im Testspiel gegen Chelsea brach sich der Koreaner allerdings den Fuß und fällt für zwei Monate aus. Sollten Spieler wie Mladen Petric, Eljero Elia oder Zé Roberto im Gegensatz zur vergangenen Saison von Verletzungen verschont bleiben und Piotr Trochowski wieder in Fahrt kommen, hat der HSV exzellente Möglichkeiten im Aufbau und in der Offensive.

Nach dem unbefriedigenden Abschneiden in der Vorsaison brennen die Spieler auf den Erfolg: Ruud van Nistelrooy machte die komplette Vorbereitung mit, Marcell Jansen hat seine Verletzung längst überstanden und Petric zeigte in den Testspielen seine Qualitäten. Alles Anzeichen dafür, dass es bei den Hamburgern besser läuft als in der Rückrunde. Zumal es in diesem Jahr keine Belastung durch internationale Wettbewerbe geben wird – das hätte man beim HSV allerdings gerne in Kauf genommen.

Im Tor ist der HSV diesmal so stark besetzt wie kein anderer Club - was möglicherweise aber auch zum Problem werden könnte.

Was ist schlecht?
Der Druck ist höher als bei fast allen anderen Vereinen - womit Spieler und Trainer in der Vergangenenheit selten klar kamen. Vor allem nicht nach einem starken Auftakt. Die Fans der Rothosen lechzen mittlerweile seit 1987 nach einem Titelgewinn. Und dies ist für die meisten Trainer des HSV das Problem. Durch die hohe Fluktuation in der sportlichen Leitung kommt es in Hamburg nicht zu der erhofften Konstanz. Dies ist der Vorteil des ungeliebten Nordrivalen Werder Bremen, wo es sich durch weniger Medienpräsenz zudem ruhiger arbeiten lässt.

Bei vielen Hamburger Fans haben die Verantwortlichen keinen guten Stand: Vorstandsvorsitzender Bernd Hoffmann hat trotz Millioneninvestitionen bisher nicht den großen Wurf landen können. Querelen im HSV-Vorstand, die vor allem in Verbindung mit Aufsichtsratschef Horst Becker gebracht wurden, sorgten für weiteren Unmut. Zudem gilt die neue sportliche Führung nicht als die allerbeste Lösung. Armin Veh wurde zwar 2007 mit Stuttgart Meister, agierte in der Bundesliga aber ansonsten alles andere als erfolgreich. Veh und Oenning wurden bei ihren Trainerstationen in Wolfsburg bzw. Nürnberg in der vergangenen Saison entlassen. Somit kommen sie mit Negativerlebnissen in den Norden. Sportchef Bastian Reinhardt fehlt Erfahrung – die hätte Siegenthaler mit nach Hamburg gebracht.

Mit 13 Unentschieden ließen die Hamburger in der abgelaufenen Spielzeit viel zu häufig wichtige Punkte auf nachlässige Art und Weise liegen und verärgerten die Fans durch zahlreiche schlechte Heimspiele gegen an sich schwächere Mannschaften. Ideenarmut war Trumpf gegen Teams, die sich hinten reinstellten. Durch Verletzungen und die Formschwäche Piotr Trochowskis fehlten Ideen im Spielaufbau. So gelang gegen Hannover, Frankfurt, Bochum, Mainz und Hoffenheim in der Nordbank Arena kein einziger Treffer. Diese Spiele muss der HSV jedoch gewinnen, will er international spielen.

Dabei ist entscheidend, dass der HSV vom Verletzungspech verschont bleibt. Denn verstärkt hat er sich in der Offensive nicht wirklich. Wichtige Kreativ- und Offensivspieler wie Zé Roberto (36) und Nistelrooy (34) sind zudem in die Jahre gekommen.

Für Unruhe im Team könnte der Konkurrenzkampf im Tor sorgen, wo der HSV zwei starke Keeper hat, sorgen. Frank Rost würde sich sicher nicht demütig, still und leise auf die Bank setzen, wenn Veh Jaroslav Drobny den Vorzug gibt. Möglicherweise eine völlig unnötig eröffnete Front, da Rost sicher noch für ein starkes Jahr gut ist.

Was ist möglich?
Der Kader des HSV gehört auch ohne Sturmeinkauf zu den stärksten der Liga. Ein Platz in der Europa League ist auf jeden Fall machbar. Für mehr muss die Elf ihr Potenzial bis zum Schluss abrufen - endlich einmal.

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