Sie haben es schon wieder getan. Die Verantwortlichen beim BVB haben erneut einen Trainer gefeuert. Und das nicht, weil der nun sonderlich schlechte Arbeit abliefern würde. 1,85 Punkte holte Marco Rose im Schnitt pro Spiel. Das ist ein solider Wert. Vizemeister wurde er hinter den uneinholbaren Bayern, nächstes Jahr wieder Champions League. Saisonziel erreicht, könnte man meinen.
Doch das reicht beim BVB nicht mehr. Immer wieder feuert der Klub gute und erfolgreiche Trainer, weil die Verantwortlichen ganz offensichtlich unrealistische Ansprüche haben. Thomas Tuchel ist mit 2,12 Punkten pro Spiel nach wie vor der erfolgreichste Coach der Vereinsgeschichte, musste 2017 nach zwei Jahren dennoch gehen, obwohl er mit dem DFB-Pokal sogar einen der seltenen Titel an den Borsigplatz holte.
Selbes gilt für Edin Terzic. Der übernahm für ein halbes Jahr vor Rose, gewann sehr viele Spiele (Punkteschnitt 2,0 ) und ebenfalls den DFB-Pokal, musste dennoch weichen. Immerhin kommt Terzic womöglich nun nach einem Jahr Rose wieder zurück auf die Trainerbank, so zumindest das heißeste Gerücht der Stunde. Das ändert aber auch nichts daran, dass man ihn vor einem Jahr unnötig abservierte, unterstreicht den Punkt im Gegenteil eher noch.
Lucien Favre holte mit 2,01 Punkte sogar minimal mehr als Terzic, steuerte den BVB stabil in die Champions League und in seinem zweiten Jahr immerhin grob auf Kurs. Nach einem hässlichen und peinlichen 1:5 gegen den VfB Stuttgart wurde aber auch Favre unsanft und überraschend vom Hof gejagt.
BVB: Wenn Titel nicht reichen
Alle diese Trainer eint, dass sie unterm Strich einen guten Job beim BVB abgeliefert haben. In jeder dieser Spielzeiten landete Dortmund am Ende auf einem CL-Platz, dem einzigen klar formulierten Saisonziel. Tuchel und Terzic holten gar Titel, Rose wurde Vizemeister. Keiner von ihnen hat klar versagt. Dennoch wurde keinem die Zeit gegeben, etwas aufzubauen, ein Team zu formen, eigene Spieler zu verpflichten und einzuarbeiten. Keiner davon durfte in Ruhe arbeiten.
Man kann über die Gründe nur mutmaßen, aber es scheint, als heule so mancher BVB-Verantwortlicher nach wie vor Jürgen Klopp hinterher. Der Trainer-Gigant coachte das Team sieben Jahre von 2008 bis 2015, holte Meisterschaft, Double und führte das Team ins Champions-League-Finale. Er war mehr als nur ein Publikumsliebling, der Signal-Iduna-Park lag ihm zu Füßen. Es war eine einzigartige Zeit. Vermutlich wird niemand jemals wieder das erreichen, was Klopp beim BVB erreicht hat.
Die Sache mit dem Vertrauen
Diese Erkenntnis scheint sich aber in der Führungsriege des BVB nach wie vor nicht durchgesetzt zu haben. Anders ist nicht zu erklären, wie Trainer nach Trainer verheizt und abgesägt werden. Wie keinem die Möglichkeit gegeben wird, was eigenes aufzubauen. In den sieben Jahren nach Klopp trainierten sechs Trainer den BVB, Coach Nummer sieben steht wohl schon in den Startlöchern, der vermutlich schon Coach Nummer fünf war.
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Nach seinem letzten Spiel als Geschäftsführer Völler den Vorsänger gemacht. Rund eine Viertelstunde nach dem 2:1 gegen den SC Freiburg forderten die Fans "Völler auf den Zaun". Der 62-Jährige ging auf die Kurve zu, schoss auf dem Weg noch einen Ball ins leere Tor und ließ sich danach auf den Zaun helfen. "Jetzt muss mir mal einer sagen, was ich machen soll", erklärte der Weltmeister von 1990 inmitten der Anhänger mit einem Mikrofon in der Hand. Anschließend stimmte er ein "ufta täterä" an und hüpfte mit den Anhängern.
Aber auch der wird sich nicht lange halten, wenn sich der BVB nicht von seinen abstrusen Wünschen verabschiedet. Vizemeister oder Pokalsieger kann nicht zu wenig sein, um sich ein weiteres Jahr auf der Dortmunder Bank zu verdienen. Watzke, Kehl und Co. müssen dem nächsten Coach das nötige Vertrauen geben, damit er in Ruhe ein Team formen kann. Das kann auch mal länger dauern als eine Spielzeit.
Jürgen Klopp ist in seiner ersten Saison übrigens sechster geworden.