Michael Oenning macht einen entspannten Eindruck vor seinem ersten Spiel als Chefcoach des HSV. Auf die Frage, ob er vor seinem Trainer-Debüt beim HSV denn gar nicht nervös sei, antwortet Michael Oenning gelassen, er sei lediglich „positiv angespannt“. Er wolle nach den letzten Unruhen im Club nun erstmal zur Ruhe kommen und sich „auf die sportliche Situation konzentrieren“. Aber klar ist: Oenning will jetzt seine Chance nutzen, um am Saisonende nicht herabgestuft zu werden. Mit der Rolle als Aushilfstrainer will er sich nicht mehr zufrieden geben.
Erwartet wird allerdings, dass der noch beim FC Chelsea unter Vertrag stehende neue Sportchef, Frank Arnesen, einen neuen Trainer zum Saisonauftakt am 1. Juli mitbringen wird. Namen wie Michael Laudrup (RCD Mallorca) und Stale Solbakken (FC Kopenhagen) werden an der Elbe gehandelt. Was dann mit Oenning passiert, steht in den Sternen.
Der Mann mit dem ulkigen Kinnspaltenbart hat eine eher ungewöhnliche Trainerkarriere durchlaufen. Während die meisten Trainer der Fußball-Bundesliga bereits eine Karriere als Profispieler hinter sich haben, zählt Oenning zu den Quereinsteigern. Nach seinem Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch und Sport arbeitet er als Verbandstrainer beim Württembergischen Fußball-Verband und im Trainerstab der deutschen U18- und U20-Jugendnationalmannschaft. Bei der WM 2002 in Japan und Südkorea steht Michael Oenning dem Fernsehjournalisten Marcel Reif als Partner und Fußballexperte beim Pay-TV-Sender „Premiere“ zur Seite.
Multitalent im Vereinsfußball
Im Vereinsfußball fasst Multitalent Oenning zuerst als Co-Trainer bei Borussia Mönchengladbach und anschließend beim VfL Wolfsburg Fuß. Seine eigentliche Trainerkarriere beginnt 2008 beim 1. FC Nürnberg. Nach dem Rücktritt von Thomas von Heesen besetzt Oenning zum ersten Mal den Posten eines Chef-Trainers. Im Sommer 2009 gelingt es ihm sogar, den 1. FC Nürnberg in die Bundesliga zurück zu führen. Seit der Saison 2010/11 arbeitet Michael Oenning beim Hamburger SV. Wieder gelingt ihm jetzt der Aufstieg vom Co- zum Chefcoach.
Kurzfristige Ziele in Hamburg will der gebürtige Münsterländer nicht formulieren. "Wir haben noch acht Spiele vor der Brust. Es ist eine Menge möglich", meint Oenning. Zunächst will er nach der 0:6-Klatsche beim FC Bayern München die Köpfe der Spieler freikriegen, "schönen Fußball spielen und jedes Spiel gewinnen". Klingt zunächst nach Plattitüde. Am Samstag gegen 17.15 Uhr nach dem Spiel des HSV gegen den 1. FC Köln wissen wir mehr.