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Champions League Die große BVB-Nacht gegen Inter Mailand

Der BVB hat in der Champions League gegen Inter Mailand eine berauschende zweite Halbzeit gespielt und einen Rückstand gedreht. Die wundersame Leistungssteigerung nach der Pause hat deutlich gemacht, welches Potenzial in der Mannschaft steckt.

Sogar Lucien Favre geriet ins Schwärmen: "Es war ein verrücktes Spiel, aber sehr schön", sagte der BVB-Trainer nach dem Schlusspfiff im Signal-Iduna-Park. Seine Mannschaft hatte gerade Inter Mailand mit 3:2 besiegt, nachdem sie schon 0:2 zurückgelegen hatte. Favres Worte sind eine treffende, wenn auch sehr knappe Beschreibung für das Spektakel, dass sich in den 90 Minuten zuvor auf dem Rasen abgespielt hatte.

Das Spiel verdient viel mehr Attribute, wie etwa denkwürdig, berauschend, aufwühlend, einzigartig - kurz: Es war eine Partie, an die sie sich in Dortmund und über die Stadtgrenzen hinaus noch lange erinnern werden. "Wir haben Inter keine Luft mehr zum Atmen gelassen", sagte Abwehrchef Mats Hummels. "Das fühlt sich brutal gut an", meinte Brandt, der Torschütze zum 2:2-Ausgleich. "Unsere Reaktion war absoluter Wahnsinn."

Sebastian Kehl: sehr intensiv, sehr mutig

Auch Lizenzspielerchef Sebastian Kehl schwärmte: "Das war richtiger BVB-Fußball, sehr intensiv, sehr mutig. All das, was wir uns eine ganze Saison erwünscht und nur phasenweise gezeigt hatten, haben wir heute in der zweiten Halbzeit gesehen." Etwas nüchterner fiel das Statement von Klubboss Hans-Joachim Watzke aus, der den Blick schon auf das Duell gegen Bayern München am kommenden Samstag richtete: "Das ist ein Fußball-Abend, wie die Leute ihn lieben. Das gibt uns Rückenwind für Samstag."

"Verrückt" war das Duell, um bei Favre zu bleiben, weil es zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten zeigte. In den ersten 45 Minuten hatte man den Eindruck, dass da eine Jugendmannschaft gegen erfahrende und abgezockte Vollprofis spielt. Inter Mailand zelebrierte nahezu perfekt den Fußball, den Trainer Antonio Conte fordert. Eine körperlich robuste und taktisch hoch disziplinierte Elf ließ die schwarz-gelben Bubis ins offene Messer laufen.

Das Pressingspiel der Dortmunder war in der ersten Hälfte so stümperhaft, dass Inter mit zwei schnellen und präzise vorgetragenen Kontern die BVB-Defensive zerlegte. Vor dem ersten Tor verlor Manuel Akanji das entscheidende Duell gegen Lautaro Martinez, der in der Folge Mats Hummels einfach davonlief. Vor dem zweiten Gegentor spazierte Inters Spielmacher Marcelo Brozovic durchs Mittelfeld und ließ drei BVB-Profis ganz alt aussehen. Stellungsspiel, Zweikampfverhalten - es war katastrophal beim Team von Favre, der am Spielfeldrand fast körperliche Schmerzen litt angesichts der Leistung seiner Mannschaft.

Vielleicht war es die Geburtsstunde einer großen Mannschaft

"Schön" wurde das Spiel der Dortmunder in den zweiten 45 Minuten. Nach einigen Minuten Anlaufzeit drängte die BVB-Elf die Italiener immer weiter in die eigene Hälfte. Auf einmal waren sie auf dem Platz präsent, aggressiver, schneller am Ball – und ein 21-jähriger Außenverteidiger spielte auf einmal weltklasse. Nach einer schnellen Kombination lief Achraf Hakimi in den Strafraum und erzielte nach einer Vorlage des sehr starken Mario Götzes den Anschlusstreffer. Das Bild wandelte sich komplett. Inter brach unter dem Tempo und der Kombinationslust des BVB förmlich zusammen. Julian Brandt besorgte nach Vorlage von Alcacer (für Götze eingewechselt), der den Ball nach einen Inter-Einwurf mit der Fußspitze zum Torschützen spitzelte, das 2:2. Dann war wieder Hakimi zur Stelle, der nach Doppelpass mit Jaden Sancho den Siegtreffer schoss und sich damit zum überragenden Spieler des Abends krönte.

Inter war geschlagen und der BVB spielte den Vorsprung souverän über die Zeit. In der schweren Gruppe B liegt Dortmund jetzt mit sieben Punkten an zweiter Stelle hinter Barcelona mit acht Punkten. Der Einzug in das Achtelfinale wäre mit vier Punkten aus den letzten beiden Spielen gegen Barcelona und Prag sicher. Inter hingegen hat mit vier Punkten auf Platz drei die schlechteren Chancen auf die nächste Runde. 

Von diesem wundersamen Fußballabend bleibn drei Erkenntnisse:

  • der BVB hat seine bisher stärkste Leistung unter Favre gezeigt
  • die Elf und ihr Trainer widerlegen sämtliche Kritiker, die der Mannschaft die nötige Wettkampfhärte und Qualität für die Champions League abgesprochen haben.
  • der BVB bleibt eine bisweilen schwer einzuschätzende Wundertüte ist. 

Im besten Fall wird das Spiel einmal als Geburtsstunde einer großen Dortmunder Mannschaft im BVB-Geschichtsbuch stehen.

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