Jürgen Klinsmanns WM-Offensive wird von einer wieder erstarkten Bundesliga flankiert. Hochzufrieden verfolgte der Bundestrainer in seiner kalifornischen Wahlheimat die Renaissance der deutschen Clubs auf der europäischen Bühne. "Das Beeindruckendste in dieser Champions League-Vorrunde war, dass Deutschland alle drei Mannschaften so souverän weitergebracht hat. Das unterstreicht die große Leistungsstärke der deutschen Vereine und der Bundesliga", sagte Klinsmann am Donnerstag der dpa. Internationale Spiele seien "die Festtage des Fußballs, und es ist eine tolle Sache, wenn deutsche Mannschaften daran beteiligt sind", betonte der 40-Jährige.
Gut eineinhalb Jahre vor der WM im eigenen Land stützt sich die von Klinsmann und seinem Trainerteam geschürte Fußball- Aufbruchstimmung nicht mehr allein auf die Nationalmannschaft. "Der deutsche Fußball lebt", verkündete Bayer Leverkusens Trainer Klaus Augenthaler stolz, nachdem sein Team mit dem 3:0 gegen Dynamo Kiew dem deutschen Meister Werder Bremen und dem FC Bayern München ins Achtelfinale der Königsklasse gefolgt war. Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge gratulierte in seiner Bankettrede nach dem 2:2 bei Ajax Amsterdam demonstrativ der nationalen Konkurrenz und befand: "Das ist ein großer Tag für den deutschen Fußball und der Beweis, dass der deutsche Fußball sehr lebendig ist."
Der deutsche Fußball ist auf dem richtigen Weg
"Endlich ist der deutsche Fußball wieder auf dem richtigen Weg, nachdem sich die Bundesliga zuletzt in der Königsklasse unter Wert präsentiert hatte", urteilte auch Meistertrainer Ottmar Hitzfeld. Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß sieht in der derzeitigen Entwicklung ebenfalls mehr als nur eine zufällige Momentaufnahme: "Der deutsche Fußball ist in der Spitze stärker geworden. Werder Bremen hat eine starke Mannschaft, und Leverkusen ist im Europacup stark. Auch Schalke 04 entwickelt sich zu einer Spitzenmannschaft. Denen traue ich im UEFA-Cup was zu."
Sieben Jahre ist es her, dass sich die deutschen Vereine im Europacup ähnlich konkurrenzfähig präsentierten wie diesmal. In der Saison 1997/98 erreichten mit Bayern München, Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund drei Teams sogar das Viertelfinale der Königsklasse, schaffte es der VfB Stuttgart ins Endspiel des Pokalsieger-Wettbewerbs, und auch im UEFA-Cup-Achtelfinale war die Bundesliga damals mit drei Teams präsent.
Seitdem trumpfte das deutsche Fußball-Oberhaus zwar immer wieder punktuell auf wie bei Bayern Münchens Champions League-Sieg 2001. In der Fünf-Jahres-Wertung der UEFA aber zogen England, Italien und vor allem Spanien auf und davon. Dieses Trio wird auf Jahre hinaus nicht mehr einzuholen sein. Englands Premier League unterstrich auch diesmal ihre derzeitige Klasse, indem sie erstmals mit vier Mannschaften in die Runde der letzten 16 einzog. Italien brachte wie Deutschland drei Teams weiter, während aus Spanien und Frankreich nur zwei Starter die Vorrunde überstanden.
Kahn gegen Lehmann?
Komplettiert wird das K.o.-Feld durch je einen Vertreter aus Portugal und den Niederlanden. "Insgesamt haben sich in dieser Gruppenphase Klasse und Substanz behauptet", meinte Hitzfeld. Schon vor der Auslosung am 17. Dezember ist deshalb garantiert, dass es im Achtelfinale am 22./23. Februar sowie am 8./9. März zu überaus attraktiven Schlagerspielen kommen wird: Werder - Milan, Barcelona - Leverkusen und Bayern - Arsenal mit dem Torwart-Duell Kahn - Lehmann lauten die möglichen Traum-Konstellationen.
Dabei traut Klinsmann den drei deutschen Teams, die schon jeweils Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe sicher haben, weitere Großtaten zu: "Ich habe immer gesagt, dass der deutsche Fußball besser ist als er oftmals dargestellt wird. Dies gilt für die Nationalmannschaft wie auch für die Vereine."
