Mit einer deutlichen 0:3-Niederlage bei Olympique de Marseille hat Borussia Dortmund einen schweren Rückschlag in der Champions League-Gruppe F erlitten. Nach der durch André Ayew erzielten Halbzeitführung war der BVB gut aus der Kabine gekommen, aber ein Fehler von Mats Hummels begünstigte das 2:0 durch Loic Rémy, und ein von Sebastian Kehl verschuldeter, wenn auch harter Foulelfmeter wurde durch Ayew zu seinem zweiten Tor verwandelt.
Die größeren Spielanteile, die Dortmund zumindest nach der Pause hatte, zählen logischerweise nichts nach einer Vorstellung, die einen Schatten auf die ganze Hinrunde wirft. In dieser geht es für Jürgen Klopps Mannschaft nun darum, die beiden Spiele gegen Olympiakos zu gewinnen - und in der Bundesliga den Anschluss an Platz vier zu halten.
Didier Deschamps änderte seine Elf gegenüber dem Ligaspiel vom Wochenende (1:1 in Valenciennes) auf zwei Positionen. Den in der Champions League rotgesperrten Rechtsverteidiger Rod Fanni ersetzte er durch Cesar Azpilicueta, als zweiter Sechser neben Alou Diarra kam Charles Kaboré an Stelle von Morgan Amalfitano zum Einsatz.
Großkreutz für Perisic - aber über außen war der BVB anfällig
Jürgen Klopp konnte personell fast aus dem Vollen schöpfen und brachte mit Marcel Schmelzer für Chris Löwe sowie Sven Bender für Ilkay Gündogan Stammspieler wieder in die Elf. Zudem entschied der Coach sich links vorne für den defensivstärkeren Kevin Großkreutz an Stelle von Ivan Perisic. Für Lucas Barrios blieb wie in Mainz zunächst nur der Platz auf der Bank, Robert Lewandowski startete als einzige Spitze.
Das Spiel im wegen Umbauarbeiten nur halb gefüllten Stade Vélodrome begann verhalten, man merkte beiden Teams den Respekt an. Dennoch ergaben sich kleinere Torchancen in der Anfangsphase vor dem Führungstor für OM. André Ayew köpfte nach einer Ecke aus sieben Metern über die Latte, auf der Gegenseite scheiterte der sehr agile Mario Götze an Keeper Steve Mandanda.
In Führung ging dann nach 20 Minuten Marseille. Begünstigt durch einen Ausrutscher von Neven Subotic konnte Loic Remy nach Vorarbeit von Lucho González den Ball nach links außen passen, wo André Ayew alle Zeit der Welt hatte, das Leder zu kontrollieren, bevor er einen platzierten, flachen Schuss in der langen Ecke des Dortmunder Tors versenkte.
Ayew mit mehreren Abschlüssen von links
Der BVB vermochte es im Aufbauspiel auch im Folgenden selten, gefährliche Chancen herauszuspielen. Am nähesten kam noch Mats Hummels dem Treffer, als er nach einer halbgar geklärten Schmelzer-Ecke mit einem Drehschuss über die Latte zielte. Dem 2:0 dichter als Dortmund dem Ausgleich war aber Marseille, das erneut in Person von Ayew zum Abschluss kam. Gleich gegen drei Dortmunder setzte sich der Ghanaer durch, passte dann in die Mitte, bekam den Ball zurück und versuchte sich aus gleicher Position wie beim Tor. Diesmal allerdings gelang es Roman Weidenfeller, den Schuss abzuwehren.
Gut sah es für den Deutschen Meister also nicht aus, als es in die Pause ging. Nichtsdestoweniger hatten die Dortmunder innerhalb von fünf Minuten zwei Großchancen. Zunächst eroberte sich Lewandowski den Ball stark gegen Alou Diarra, setzte Großkreutz ein, der in die Mitte flankte. Der zurück gehastete Diarra verlängerte mit dem Kopf genau auf Götze. Der wiederum lenkte den Ball aus kurzer Distanz an den rechten Pfosten, von wo aus OM-Keeper Mandanda ihn direkt in die dankbaren Arme bekam.
Damit aber nicht genug, denn wenig später scheiterte Götze erneut aus kurzer Distanz an Mandanda. Zwischendurch hatte Loic Rémy allerdings die anhaltende Gefahr für Dortmunds Gegentor betont, als er leicht an Schmelzer vorbeizog und in die Mitte passte, wo Lucho am kurzen Pfosten fast das 2:0 erzielt hätte.
Hummels böser Fehler
Dortmund hatte das Spiel zwar im Griff, aber nicht das Chancenverwerten. Was dann passierte, passiert in solchen Fällen in der Champions League nicht selten: Mit einem hohen Ball von der Mittellinie fand Diarra eigentlich nur Mats Hummels, doch dessen No-Look-Kopfball kam nach innen zu Rémy. Der Stürmer ließ sich nicht lange bitten, kontrollierte den Ball mit der Brust, bevor er mit perfekter Schusstechnik an Weidenfeller vorbei in die kurze Ecke abschloss.
Klopp wechselte sofort doppelt und brachte Kuba und Perisic für den schwachen Shinji Kagawa und Großkreutz. Götze zwang Mandanda zu einer weiteren Glanzparade, aber das nächste Tor fiel erneut auf der Gegenseite. Nach einer Götze-Ecke konterte OM schnell über Mathieu Valbuena, der Rémy bediente. Sebastian Kehl ging im Strafraum in den Mann, und Schiedsrichter Jonas Eriksson zeigte auf den Elfmeterpunkt - eine harte Entscheidung des Schweden. Ayew ließ sich jedoch nicht lange bitten und verwandelte sicher zum entscheidenden 3:0.
Die Freude im Hause Ayew wurde wohl nur durch eine immens überflüssige Ampelkarte getrübt, die sich der eingewechselte André-Bruder Jordan in der Nachspielzeit noch einhandelte, als er im Mittelfeld gegen Hummels eine Schwalbe ansetzte.
Alles in allem aber ein hervorragender Abend für OM, das mit sechs Punkten auf dem Konto in die beiden Spiele gegen Arsenal geht. Ob der BVB mit nun einem Punkt überhaupt noch auf das Achtelfinale hoffen darf, wird sich zeigen. Siege gegen Olympiakos sind dafür auf jeden Fall Pflicht.