In der deutschen Schiedsrichter-Szene herrscht dicke Luft. Nach dem Bundesliga-Spiel zwischen dem FC Bayern und RB Leipzig hatte Referee Deniz Aytekin seinem Ärger über den ehemaligen Kollegen Manuel Gräfe freien Lauf gelassen. "In diesem Stadion spricht kein Mensch vom Schiedsrichter. Kein Mensch! Und der Manuel Gräfe sitzt in Berlin mit seinen 180 Kilo und labert so eine Scheiße", wütete er, als das ZDF mit ihm über strittige Szenen sprechen wollte.
Ex-Schiri und ZDF-Experte Gräfe äußerte sich in mehreren Tweets zu den Aussagen von Aytekin – und befeuerte den Konflikt damit noch weiter. Den Wutausbruch des Unparteiischen bezeichnete er als "mediales Ablenkungsmanöver", Aytekin habe "offensichtlich auf fachlich berechtigten Nachfragen nicht eingehen" wollen. Stattdessen sollte von Problemen abgelenkt werden, so Gräfe. Seine Anmerkungen seien sachlich gewesen, betonte er.
Top-Schiedsrichter Felix Brych unterstützt Deniz Aytekin
Der ehemalige Fifa-Schiedsrichter, der 2021 unfreiwillig wegen der Altersgrenze ausscheiden musste, arbeitet sich seit längerer Zeit auf Twitter an den deutschen Schiedsrichtern und ihren Bossen beim DFB ab. Immer wieder kritisiert er dort Entscheidungen auf dem Feld oder aus seiner Sicht unglückliche Schiedsrichter-Ansetzungen in der Bundesliga. Am Samstag bemängelte er die mangelnde gemeinsame Linie bei Foulspielen.
Auch im Fall Aytekin sieht Gräfe ein grundsätzliches Problem im Schiedsrichterwesen: "Andere Meinungen werden nicht akzeptiert und die Reihen schließen sich nach außen – intern sieht es ganz anders aus." Auch der Bundesliga-Top-Schiedsrichter Felix Brych hatte sich im "Doppelpass" auf die Seite von Aytekin geschlagen und Gräfe kritisiert. "Ich finde es auch nicht gut, was der Manu gerade macht. Schiedsrichter ist ein besonderer Job. Bei Deniz ging es auch um unglaublich viel. Manu weiß selbst, was es bedeutet, so ein Spiel zu pfeifen. Dass er aktuell jede Woche einen rauspickt, das gefällt mir überhaupt nicht", so Brych.
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Aytekin entschuldigt sich bei Manuel Gräfe
Auch zu Aytekins Aussagen über sein angebliches Körpergewicht äußerte sich Gräfe – und stellte mit einem Augenzwinkern klar: Er wiege nur 91 Kilogramm bei 1,97 Meter Körpergröße. Deniz Aytekin hatte sich am Morgen nach dem Spiel für seine Wortwahl entschuldigt und eine Spende in Höhe von 5000 Euro angekündigt. Doch auch damit war Gräfe nicht ganz zufrieden: Eigentlich sollte er auswählen dürfen, wohin die Spende geht. Aytekin habe sich bei ihm in "einer langen SMS" entschuldigt – dennoch sieht es nicht danach aus, als wäre der Streit bei den Bundesliga-Schiedsrichtern beigelegt. Stattdessen ist weiterer Zündstoff garantiert: Gräfe will demnächst ein Buch mit Enthüllungen über die Schiedsrichter im DFB veröffentlichen.
Quelle: Manuel Gräfe auf Twitter