Dortmund verliert bei Arsenal London Eine einzige große Enttäuschung

Von Klaus Bellstedt
Borussia Dortmund kann nur noch ein Wunder vor dem frühen Aus in der Champions League retten: Bei Arsenal London verlor der BVB mit 1:2 und ließ erneut jegliche internationale Klasse vermissen.

Jürgen Klopp stand wie versteinert in seiner Coaching Zone. Die Hände tief in den Manteltaschen vergraben und ein Blick wie ein Totengräber, so erlebte Dortmunds Trainer die vier Minuten, die sein ganzes Konzept in diesem „Endspiel“ um den Verbleib in der Champions League über den Haufen werfen sollte. Sven Bender und Mario Götze, zwei wichtige Korsettstangen im System des BVB, brachen ihm gegen Arsenal London beinahe zeitgleich weg. Es war noch nicht einmal eine halbe Stunde im "Emirates" gespielt, als der eine mit Kieferbruch (Bender) und der andere mit Pferdekuss (Götze) ausgewechselt werden musste. Ganz bitter.

Bis dahin hatte Klopps Mannschaft gar nicht mal schlecht gespielt. Dortmund agierte bei den "Gunners" so, wie es sich für ein Team gehört, dass gewinnen muss: mutig, offensiv und zweikampfstark. Es folgten die verhängnisvollen Minuten 24 bis 28 - und nicht nur der Trainer stand unter Schock. Arsenal hatte anfangs mies performt, aber das Team von Trainer Arsene Wenger realisierte natürlich die Verunsicherung des Gegners und fing an, Fußball zu spielen. Die Londoner machten das Spiel jetzt breit, sie nutzten die ganze Fläche des Feldes und trieben die Borussia bis in die letzten Winkel. Beim BVB war plötzlich jegliche Ruhe dahin. Die Bälle wurden einfach weggeschenkt. Sehenden Auges rannten die Dortmunder, die am Wochenende noch auf so beeindruckende Art und Weise die Bayern besiegt hatten, in ihr Verderben.

Lächerliches Abwehrverhalten

Nach dem Wechsel hielten die insgesamt viel zu biederen Gäste ein letztes Mal für ein paar Minuten dagegen - was dann passierte, war fast schon absurd und: es war bezeichnend für Dortmunds Champions-League-Untauglichkeit. Arsenals Song narrte vor dem 1:0 durch Robin van Persie (49.) auf der linken Seite nacheinander Kehl, Großkreutz, und Piszczek. Das Trio griff nicht ein. Das war lächerliches Abwehrverhalten. So servierten sie den Engländern dieses Tor gewissermaßen auf dem Silbertablett.

Der deutsche Meister war von diesem Moment an auch vom Ergebnis her geschlagen. Das Enttäuschende: Nie hatte man das Gefühl, dass die Mannschaft von Jürgen Klopp auch vom Kopf her bereit war, diesem Match noch eine Wendung zu geben. Das frühe Aus von Bender und Götze war natürlich ein Rückschlag, aber als Entschuldigung für die trostlose Leistung darf es nicht gelten. Vor allem auch deshalb nicht, weil Arsenal London an diesem Abend keineswegs wie ein Anwärter auf den Champions-League-Titel auftrat. Für Dortmund reichte es aber – und zwar locker. Van Persie traf schließlich gegen einen sich mit zunehmender Spieldauer in seine Bestandteile auflösenden BVB noch ein weiteres Mal (86.). Weil die "Gunners" Mitleid hatten und keine schlechten Gastgeber sein wollten, schenkten sie dem kleinen Japaner Kagawa netterweise in der Nachspielzeit noch den Anschlusstreffer.

Theoretisch ist das Achtelfinale noch drin

Es war der Schlusspunkt eines bitteren Champions-League-Abends für den deutschen Meister, der beim 1:2 gegen Arsenal so gar nicht wie ein Champion auftrat, sondern zum wiederholten Mal in dieser Saison in der Königsklasse jegliche internationale Klasse vermissen ließ. Jetzt kann die Borussia nur noch ein Fußball-Wunder vor dem Vorrunden-Aus in der Champions League bewahren. Dortmund könnte theoretisch sogar noch ins Achtelfinale einziehen. Aber: Ist ein 4:0-Sieg über Marseille realistisch? Der wäre nämlich nötig, um den direkten Vergleich zu gewinnen und die Franzosen so in der Tabelle noch zu überflügeln. Und: Gleichzeitig müsste Arsenal zwingend in Piräus gewinnen. Als BVB-Fan hofft man vielleicht noch an das Weiterkommen. Realistisch ist das aber nicht. Und verdient hätte es die Mannschaft nach diesem Auftritt in London schon gar nicht.

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