Mit Jubel im Allgemeinen haben die isländischen Fußballer bereits gute Erfahrungen gemacht. Vor ein paar Jahren begeisterten die Spieler von UMF Stjarnan Fans weltweit mit ihren Performance-Torfeierei "Fischfang", "Ballgeburt" und "Spieleranwerfen". Millionenfach wurde ihr detailfreudiger Freudentaumel auf Youtube angeklickt. Jetzt erstürmen die Kicker der kleinen Atlantikinsel wieder die Herzen der Menschen. Nicht nur fußballerisch, sondern, natürlich, was die Jubelei betrifft.
Neuseeländischer Haka auf isländisch
Schätzungsweise 20.000 Isländer begleiten die sensationellen Spiele ihrer Mannschaft in Frankreich vor Ort, das sind sechs Prozent der gesamten Bevölkerung. Offiziell dürften es nur 4000 von ihnen ins Stadion schaffen (so viele Karten erhält jeder Verband pro Spiel), doch auf verschlungenen Wegen versammelt sich meist dann doch die ganze dunkelblaue Fan-Horde auf die Tribünen.
Und die Anfeuerung der Live-Zuschauer ist dabei so grandios wie die Leistung ihrer Mannschaft auf dem Platz. Beide zusammen haben nach jedem Auftritt der Isländer ein Ritual ersonnen, das an die neuseeländische Rugbymannschaft All Blacks erinnert: den Haka, den respekteinflößenden, traditionellen Kriegstanz.
Kapitän Aron Gunnarsson stellt sich breitbrüstig in die Kurve vor die Fans, dahinter seine Kollegen. Es dauert immer etwas, bis sich Stille breitmacht, aber wenn die unzähligen Anhänger plötzlich schweigen, sorgt das allein schon für Gänsehaut. Dann erhebt Gunnarsson seine Hände und beginnt zu klatschen, gefolgt von einem lauten "Huh" - und alle Zuschauer machen mit.

"Wenn es Angst macht..."
Ihren jetzt schon legendären Jubel haben die Spieler offenbar von einer isländischen Vereinsmannschaft übernommen und Trainer Heimir Hallgrimsson kommentierte das Ritual jüngst mit den Worten: "Wenn es Angst macht, behalten wir es bei."
Wenn sich die isländischen Spieler gerade einmal nicht gegenseitig selbst feiern, dann ertönt übrigens der Schlachtruf " Afram Island", was so viel heißt wie "Auf geht’s Island" und auch bei anderen, bislang erfolgreicheren Sportarten wie Handball üblich ist.