Bei einer Pressekonferenz des DFB war den Spielern Lukas Klostermann und Antonio Rüdiger anzumerken, wie sehr sie der Vorfall um die Reanimation von Christian Eriksen im Spiel Dänemark gegen Finnland beschäftigt hatte. So sagte Klostermann: "Das war gestern für uns alle ein absoluter Schockmoment, das sind Bilder, die man erst einmal verarbeiten muss und umso erleichterter war man, als endlich die gute Nachricht kam, dass er stabil ist. Das war für uns alle eine große Erleichterung und wir in der Mannschaft hatten das Bedürfnis, positive Energie rüberzuschicken."
Für das Spiel gegen Frankreich erwartet Klostermann aber nicht, dass Spieler noch abgelenkt oder mit den Gedanken nicht fokussiert sind: "Dass es gestern auch noch gute Nachrichten gab, hat es für alle einfacher gemacht, die Situation zu verarbeiten und deswegen war es auch ein bisschen einfacher, heute den Trainingsbetrieb wieder aufzunehmen. Bei vielen ist es so, dass wenn man auf dem Fußballplatz steht, man vieles ausblenden kann und sich voll auf den Fußball konzentrieren kann."
Antonio Rüdiger hatte der Vorfall mitgenommen: "Was gestern passiert ist, war ein Schock für alle und Gott sei Dank ist er wieder stabil." Er persönlich wüsste nicht, ob er hätte weiterspielen können: "Die Jungs wollten weiterspielen und Eriksen hat ihnen gesagt, sie sollen weiterspielen. Aber ich persönlich, ich hätte nicht spielen können."
DFB-Mannschaftsarzt Tim Meyer zu Christian Eriksen
Aus medizinischer Perspektive konnte Team-Arzt Tim Meyer genauere Einblicke geben: "So wie man es sehen konnte, und was bereits durchgedrungen ist, war ganz offensichtlich das Herz betroffen. Er hat Rhythmusstörungen entwickelt und dadurch wurde das Hirn des Spielers zu wenig mit Sauerstoff versorgt, er ist ins Straucheln gekommen und lag dann da." Welche Herzkrankheit beim Spieler dazu beigetragen haben könnte, ist laut Meyer aktuell noch unklar, es kämen aber eine ganze Reihe an Erkrankungen in Frage.
Gibt es Folgen für die medizinische Betreuung von Spielern?
Meyer führte dazu weiter aus, dass das deutsche Team im wesentlichen zwei Ansätze verfolgt, um solche Vorfälle zu verhindern. "Der erste Ansatz ist es, Spieler möglichst oft präventiv auf Erkrankungen zu untersuchen." Christian Eriksen spielt in Italien und das dortige Untersuchungsprinzip gelte als vorbildlich. "Der zweite Punkt ist, dass man möglichst schnell in der Lage ist, Maßnahmen zu treffen. Es sind ausgebildete Mediziner vor Ort und man sieht, dass es funktioniert." An diesem System sehe er persönlich keinen Ansatzpunkt für Veränderungen. Man werde diese Fälle nie gänzlich vermeiden können, aber mit unserem System wären wir "sehr, sehr gut aufgestellt".
Das deutsche Team sei technisch immer doppelt ausgestattet. So führe Meyer selbst einen Notfallrucksack mit Defibrillator mit und am Spielfeldrand gebe es ebenfalls einen Defibrillator, wenn es einen Ausfall geben sollte. Sollte es zu einem schwerwiegenden Vorfall kommen, laufe normalerweise erst einmal der Mannschaftsarzt aufs Spielfeld und rufe gegebenenfalls den Notarzt hinzu. Dadurch könne es zwar Verzögerungen geben, aber diese Vorgehensweise sei deutlich schneller als beispielsweise in einem Kaufhaus oder anderen Situationen.
Teamintern gab es laut Meyer "eine ganze Menge an Gesprächen mit den Spielern, die Bedürfnis an Informationen hatten". Bis in den Morgen hinein habe Meyer zu den medizinischen Aspekten Gespräche geführt, daneben gab es aber auch viele Gespräche zwischen den Spielern. Die Nachricht, dass Eriksen wohlauf ist, habe dem Team sehr weitergeholfen.
Spiel Deutschland gegen Frankreich
Zum Spiel gegen Frankreich äußerten sich Antonio Rüdiger und Lukas Klostermann zuversichtlich. Klostermann betonte, dass Frankreich zwar eine "sehr große Herausforderung" sei, aber dass das Team hier sei, um große Herausforderungen zu bestehen. Er spürt in der Mannschaft "Zuversicht, Willensstärke und Überzeugung, dass wir in solchen Spielen bestehen können."
Rüdiger ergänzte "Im Bayern-Block gibt es Spieler, die schon länger hier sind und mit mir und Kai und Timo hatten wir ein gutes Saison-Ende und das kann uns Auftrieb geben für hier." und folgerte "Auf dem Papier sieht Frankreich stärker aus, was die Namen angeht, aber das ist nur Papier."
Für ihn geht es im Spiel gegen Frankreich auch darum, eklig zu sein: "Wir müssen einfach eklig sein, nicht immer nur lieb, lieb, lieb und alles schön, schön schön versuchen. Gegen diese Spieler müssen wir auch ein Zeichen setzen."
Kritisch sieht Klostermann, dass Bundestrainer Jogi Löw vor dem Spiel drei Spieler aus dem Kader auf die Tribüne verbannen müsse: "Ich finde diese Regelung unglücklich."