Eriksson-Skandal Nationalcoach vor dem Abschuss

Die englische Fußball-Welt ist kurz vor der WM in heller Aufruhr: Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson muss wegen der so genannten "Scheich-Affäre" um seinen Job bangen - sein Ruf ist längst ruiniert.

Die "Scheich-Affäre" von Nationaltrainer sorgt in England weiterhin für großen Wirbel. Der 57-jährige Schwede wurde am Montag sechs Stunden lang vom englischen Fußballverband FA zu seinen umstrittenen Äußerungen befragt. Offenbar wurde dabei auch über eine vorzeitige Vertragsauflösung gesprochen. Das verlautete aus Verbands-Kreisen. Weder Eriksson noch die FA äußerten sich nach dem Treffen, zu dem der Coach mit einem Leibwächter erschienen war.

Eriksson musste sich vor einem Verbandsausschuss zu den Korruptionsvorwürfen äußern, die er gegenüber einem Undercover-Reporter der "News of the World" erhoben hatte. Mehrere Zeitungen berichteten, die FA werde ihn im Sommer, nach der Fußball-WM in Deutschland, entlassen. Beide Seiten würden derzeit über eine Vertragsauflösung verhandeln. Die Trennung solle noch in dieser Woche offiziell bekannt gegeben werden.

"Eriksson ist nicht mehr willkommen"

Immer mehr Premier-League-Clubs sprechen sich derweil gegen den umstrittenen Trainer aus. Ein namentlich nicht bekannter Vereinsboss hat nach Informationen des "Daily Telegraph" in einem Brief an Ligachef Richard Scudamore erklärt, Eriksson würde ab sofort keine Unterstützung mehr erhalten: "Niemand aus unserem Verein wird mehr mit ihm reden. Er ist in unseren Vorstandsräumen nicht mehr willkommen." Vergangene Woche hatte der Vorsitzende des Tabellensechsten Wigan Athletic, Dave Whelan, Erikssons sofortigen Rücktritt gefordert.

Der Schwede war einem als Scheich verkleideten Journalisten auf den Leim gegangen. Beim fingierten Treffen in Dubai soll er gesagt haben, dass mehrere Trainer in der Premier League "sich Geld in die eigenen Taschen stecken". Drei Erstligisten seien korrupt. Solche Vorwürfe waren Anfang Januar bereits von Mike Newell, Trainer des Zweitliga-Aufsteigers Luton Town, erhoben worden. "Mir ist in Transferverhandlungen mehrfach Geld von Spielerberatern und anderen Clubs geboten worden", hatte Newell erklärt und vermutet, dass auch in der höchsten englischen Spielklasse solche illegalen Zahlungen üblich seien.

Rücktritt im Falle eines englischen WM-Sieges

Eriksson dementierte die Korruptionsberichte nur halbherzig. Er habe "zu keiner Zeit behauptet, dass Top-Premier-League-Clubs mit Korruption durchsetzt" seien. Ebenso sei er nicht im Besitz von Beweisen für illegale Transferzahlungen. Die FA sicherte ihrem Nationaltrainer Unterstützung zu - allerdings nur "im Vorfeld und während der Weltmeisterschaft".

Der 57 Jahre alte Coach steht seit einer Woche heftig in der Kritik. Er hatte dem falschen Scheich gesagt, er werde im Falle des WM-Gewinns zurücktreten. Außerdem hatte sich Eriksson als Trainer des Premier-League-Clubs Aston Villa ins Gespräch gebracht und über mehrere Nationalspieler gelästert.

DPA
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